OECD: Ein paar fette Jahre kommen noch

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Die Weltwirtschaft wird auch 2019 kräftig wachsen, erwartet die OECD. Die Arbeitslosenrate fällt auf den niedrigsten Wert seit 1980. Nach den Notenbanken sorgt nun der Fiskus für die Belebung der Wirtschaft.

Mitten in die anhaltenden Querelen der großen Wirtschaftsmächte platzt die OECD mit einer gesunden Portion Optimismus: Die Weltwirtschaft wird 2019 noch einmal kräftiger wachsen als zuletzt, prognostizieren der Thinktank der Industriestaaten in seinem aktuellen Wirtschaftsbericht. Das BIP-Wachstum wird demnach im kommenden Jahr auf knapp vier Prozent klettern und erreicht damit endlich den langjährigen Schnitt aus der Zeit vor der Finanzkrise. Nach Jahren des Zauderns investieren Unternehmen wieder kräftig Geld und handeln ihre Waren – trotz all des protektionistischen Säbelrasselns – auch zunehmend global.

Österreich ist keine Ausnahme. Starke Investitionen und ein etwas höherer Privatkonsum sollen das Wirtschaftswachstum 2019 immerhin noch einmal auf zwei Prozent hieven. Der Vorsprung auf den Euroraum ist aber Mitte 2018 dahin.

Der Aufschwung der Finanzminister

Für einen selbsttragenden Aufschwung reicht es weder da wie dort. Lösten früher große Produktivitätssprünge Boomphasen aus, so waren es in den vergangenen zehn Jahren vor allem die Notenbanken, die die Wirtschaft durch billiges Geld am Leben hielten. Diese Rolle wird nun zunehmend von den Finanzministern übernommen. In drei von vier OECD-Staaten stehen heuer oder im kommenden Jahr Steuersenkungen an, die Unternehmen und Privaten das Geldausgeben erleichtern sollten. Auf kurze Sicht wird das das Wachstum steigern. Da gleichzeitig die Zinsen vergleichsweise niedrig bleiben und die Wirtschaft weiter wächst, können die Staaten dennoch ihre Schuldenlast etwas verringern.

Doch ewig ist das kein Erfolgsrezept, warnen die OECD-Experten. Die expansive Fiskalpolitik könne rasch zu hohen Inflationsraten führen. Die Politik müsse vielmehr den konjunkturellen Rückenwind nutzen, um produktivitätssteigernde Reformen einzuleiten. Als positives Beispiel werden etwa die umstrittenen Reformen am französischen Arbeitsmarkt genannt. Nur die Rückkehr zu einem kräftigerem Wachstum der Produktivität könne den Aufschwung langfristig erhalten.

Reallöhne steigen wieder

Vorerst aber gibt es aber vor allem erfreuliche Nachrichten: Die Arbeitslosenrate wird im kommenden Jahr auf fünf Prozent sinken. Das ist der niedrigste Wert seit 1980 und um 0,5 Prozentpunkte weniger als die Ökonomen langfristig als gut verträglich ansehen. In Deutschland oder einigen osteuropäischen Ländern werden in die Arbeitskräfte schon seit einigen Monaten knapp. Dieser Trend wird sich verschärfen und auf weitere Staaten ausdehnen, erwartet die OECD. Das stärkt die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer, was nach einer Dekade der Quasi-Stagnation endlich wieder zu stark steigenden Reallöhnen führen soll. Das wiederum ist wichtig, weil die Finanzkrise gravierende Auswirkungen auf die Lebenseinkommen einer ganzen Generation hatte. Auch nach dem erwarteten Lohnplus wird das reale Pro-Kopf-Einkommen im OECD-Raum 2019 immer noch um zehn Prozent niedriger sein, als es eine historisch „normale“ Entwicklung ohne Finanzkrise gebracht hätte.

Handelskrieg als größtes Risiko

Die größten Risiken sehen die Ökonomen dann doch im drohenden Handelskrieg, wollen die Situation aber nicht allzu dramatisch sehen. Nicht erst Trump habe den Protektionismus für sich wiederentdeckt. Seit Ausbruch der Finanzkrise hätten Länder rund um den Globus rund 1200 neue Handelshemmnisse eingeführt. Sie bremsen das Wachstum, verhindern können sie es (noch) nicht.

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