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Die „schwarze“ Sportunion wird wieder männlich

Die Presse/Fabry
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Peter McDonald, einst ÖVP-General, wird Präsident der Sportunion. Abgeordnete Michaela Steinacker nicht.

Die Sportunion ist üblicherweise kein Garant für spannende Stories. Komisch, eigentlich. Immerhin ist sie einer der drei Sportdachverbände des Landes. Fast eine Million Mitglieder zählt sie, rund 4400 Vereine tummeln sich unter ihrem Dach. Und wie ihre Schwesternverbände ist die Sportunion offiziell parteiunabhängig – aber wer ist das schon in Österreich? Eben: Die Sportunion gilt als „schwarz“, viele ihrer Spitzenrepräsentanten sind mit der ÖVP eng verbunden. Wer dort also eine Funktion hat, weiß sich bestens vernetzt und durchaus mächtig. Die anstehenden personellen Weichenstellungen im Präsidium der Sportunion sind also keineswegs unspannend.

Am 30. Juni wird in der Sportunion ein neuer Präsident gewählt. Dies deshalb, weil der bisherige, Hartwig Löger, sein Amt mit 15. Februar zurückgelegt hat. Er ist wohl als ÖVP-Finanzminister ausgelastet.

Steinacker als Interims-Präsidentin

Als Löger der Sportunion den Rücken kehrte, war schnell interimistischer Ersatz da: Michaela Steinacker, zu dem Zeitpunkt Vizepräsidentin der Sportunion, übernahm. Steinacker war jahrelang Immobilienmanagerin der ÖBB, dann wurde sie Geschäftsleiterin der Raiffeisen Holding NÖ-Wien, 2013 wechselte sie zur Strabag Real Estate. Das war jenes Jahr, in dem sie politisch durchstartete: Bei den damaligen Nationalratswahlen setzte sie ÖVP-Chef Michael Spindelegger überraschend auf Platz zwei der ÖVP-Bundesliste. Bei den letzten Wahlen verfehlte sie den Wiedereinzug in den Nationalrat. Als aber Hans Jörg Schelling auf sein Mandat verzichtete, rückte Steinacker nach. Und immerhin: Lange Zeit wurde die Juristin sogar als ÖVP-Justizministerin gehandelt. Fehlanzeige. Aber Steinacker wurde Justizsprecherin der Partei.

Mit so einem Lebenslauf, mit so einem Standing in der Partei – da wäre es wohl nur logisch gewesen, dass Steinacker den Präsidentensessel der Sportunion auch fix übernimmt. Abermalige Fehlanzeige. Denn die neun Landespräsidenten der Sportunion (ja, auch der Sport frönt dem Föderalismus) haben einen anderen Vorschlag präsentiert. Einen einhelligen, was in der Geschichte der Sportunion alles andere als selbstverständlich ist: Sie wollen Peter McDonald zu ihrem Präsidenten küren.

Der Mann, der in die Privatwirtschaft wechselte

Zur Erinnerung: McDonald war bis 2016 Generalsekretär der ÖVP und verabschiedete sich Anfang 2017 in die Privatwirtschaft. Als Vorstand des Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson in Österreich. Aber vom Politischen so ganz die Finger lassen konnte er wohl auch nicht: Im Mai 2017 wurde McDonald zum Präsidenten der Sportunion Wien gewählt.

Jetzt also der Sprung an die Spitze. Wieso er und nicht Michaela Steinacker? Genaues weiß man nicht. Weil sie das Avancement zu akribisch betrieben hat, wie einige behaupten? Weil man an der Spitze der Sportunion doch lieber – wie gewohnt – einen Mann haben will? Steinacker gibt Entwarnung: Sie hätte aus persönlichen Gründen gar nicht mehr die Zeit für die fordernde Präsidentschaft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2018)

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