Verschreckte Investoren: Zahl der Übernahmen fällt

In Europa brechen die Übernahmen ein.
In Europa brechen die Übernahmen ein.Quelle: Deloitte / Grafik: "Die Presse"
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Brexit, Trump und rote Märkte machen sich bei den strategischen Investitionen bemerkbar. In Europa brechen die Übernahmen jetzt ein.

Wien. Brexit, Handelskrieg und die fallenden Märkte zeigen ihre Wirkung: In Europa ist die Zahl der Firmenübernahmen und Investitionen (M&A) seit Oktober um 30 Prozent zurückgegangen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Unternehmensberater von Deloitte, die der „Presse“ vorliegen. Auch im globalen Markt zeichnet sich ein Abkühlen ab, so Deloitte. Erstmals seit 2014 geht der Appetit für Zukäufe verloren. In Österreich ist die Zahl der Transaktionen schon seit drei Jahren rückläufig. Heuer zählen die Experten 154 an der Zahl. Vor zwei Jahren waren es noch 227.

„Österreich folgt dem Trend. Ob jetzt ein globaler Abwärts-Zyklus am M&A-Markt kommt, hängt von der Entwicklung des politischen Umfelds und des Welthandels ab. Die aktuellen Unsicherheitsfaktoren führen jedoch zu gedämpfter Risikobereitschaft bei Investoren“, sagt Deloitte-Partner Albert Hannak. Laut der aktuellen Deloitte-Studie wird der Markt immer internationaler. Ausländische Unternehmen auf Shoppingtour in Österreich interessieren sich vor allem für die Bereiche Medien und Telekommunikation. Wichtigster Partner für heimische Firmen ist und bleibt Deutschland. Auch am heimischen Markt sind die Investoren aktuell verschreckt.

„Da werden potenzielle Transaktionen teilweise geparkt, um die weiteren Entwicklungen abzuwarten“, sagt Andreas Hampel, Experte bei Deloitte und Mitautor der Studie. Neben den politischen Unsicherheiten werfen die Investoren auch einen Blick auf die Zinsentwicklung. Ist das Geld billig, kauft man eher zu, der Investitionsdruck steigt. Wird es teuer, wartet man eher ab. „Noch gibt es billiges Geld“, sagt Hampel. Die Frage sei nur: Wie lange noch?

OMV und XXXLutz kaufen zu

Ergibt unterm Strich ein maues Jahr 2018, was die M&A-Aktivitäten in Österreich betrifft. Unterschieden wird zwischen drei Kategorien, die allesamt rückläufig sind.

Domestic: Österreichische Firma kauft im Inland. Hier schrumpft der Markt seit Jahren. Heuer zählt Deloitte nur 28 Transaktionen. Die Hälfte davon hat sich in den Sektoren Technologie und Konsumgüter abgespielt. Ein bekanntes Beispiel war der Kauf von Kika/Leiner durch den Immobilientycoon René Benko.

Outbound: Österreichische Firma kauft im Ausland. „Viele heimische Unternehmen sind stark international orientiert“, sagt Hampel. So ist zuletzt etwa die OMV in Malaysia eine Beteiligung eingegangen. XXXLutz hat in Deutschland gleich zwei Möbelunternehmen gekauft. In den ersten drei Quartalen haben heimische Unternehmen mehr als drei Mrd. Euro für Zukäufe ausgegeben. 63 Transaktionen hat es gegeben – nach mehr als 100 im Vorjahr.

Inbound: Ausländisches Unternehmen kauft in Österreich. In dieser Kategorie zählt Deloitte heuer ebenfalls 63 Deals – nach 93 im Vorjahr. Die Summe ist aber höher: Ausländische Unternehmen haben insgesamt rund fünf Mrd. Euro in Österreich investiert. Und zwar vor allem in den Bereichen Technologie und Industrie.

Eine besondere Rolle spielen hier die Finanzinvestoren. Mehr als ein Drittel aller Übernahmen wird von Private Equity Fonds mit der Absicht gemacht, durch einen späteren Verkauf eine Rendite zu erwirtschaften. „Die ausländischen Finanzinvestoren kommen zu einem überwiegenden Teil aus Deutschland und den USA“, sagt Andreas Hampel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2018)

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