Spanien bekommt doch Geld - wenn auch teuer

Spanien bekommt doch Geld
Spanien bekommt doch Geld(c) AP (Daniel Ochoa de Olza)
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Spanien hat sich am Kapitalmarkt 2,1 Milliarden Euro geholt und zahlt dafür sechs Prozent Zinsen.

Trotz Befürchtungen der eigenen Regierung kann sich Spanien am Kapitalmarkt weiter Geld besorgen. Das hoch verschuldete Land sammelte am Donnerstag 2,1 Mrd. Euro ein, musste Investoren jedoch mit deutlich höheren Zinsen locken. Die Rendite für zehnjährige Anleihen kletterte auf gut sechs Prozent.

Spaniens Finanzminister Christobal Montoro gestand am Dienstag erstmals offen Probleme seines Landes bei der Geldbeschaffung ein und verunsicherte damit die Finanzmärkte weiter. Bisher wehrt sich Spanien strikt, unter den Rettungsschirm seiner Euro-Partner zu schlüpfen. Der Regierung in Madrid machen die hohe Arbeitslosigkeit, die finanzschwachen Regionen und der taumelnde Bankensektor zu schaffen.

Gefahr für Stabilität

Das einstige Boomland Spanien mutiert nun neben Griechenland zur größten Gefahr für die Stabilität der Euro-Zone und damit auch zur Bremse für die Weltkonjunktur. Deshalb erhöhen Europas große Handelspartner im Gezerre um Finanzhilfen für Spaniens Banken den Druck. Die Gruppe der 20 größten Industrie- und Schwellenländer hat den spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zum G-20-Gipfel am 18. und 19. Juni in Mexiko eingeladen. Angesichts der Krise wirkt dies wie eine Vorladung. Spanien ist kein G-20-Mitglied, nimmt aber als Gast regelmäßig an den Spitzentreffen teil.

Der mexikanische Finanzstaatssekretär Gerardo Rodriguez Regordosa sagte der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei", die G-20 würden nachdrücklich auf eine Marktstabilisierung pochen und die Situation der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone ansprechen. Vor allem die USA, wo Präsident Barack Obama um seine Wiederwahl bangt, befürchten, dass die Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise auch die heimische Konjunktur bremsen könnte. Der britische Finanzminister George Osborne rief die Euro-Länder zu einer Finanzspritze für die angeschlagenen spanischen Kreditinstitute auf. Wie das geschehen solle, ließ Osborne offen. "Das muss eine Angelegenheit der spanischen Regierung und der Euro-Zone sein", sagte er dem BBC Radio 4.

Merkel für "mehr Europa"

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte, der EU-Gipfel Ende Juni solle ein klares Bekenntnis für "mehr Europa" abgeben und einen Zeitplan für mehr Reformen beschließen. "Wir brauchen nicht nur eine Währungsunion, sondern wir brauchen auch eine sogenannte Fiskalunion, also mehr gemeinsame Haushaltspolitik", sagte Merkel der ARD. Sie schraubte die Erwartungen an den EU-Gipfel herunter. "Ich glaube nicht, dass es einen einzigen Rat gibt, auf dem der große Wurf entstehen wird."

Der finnische Ministerpräsident Jyrki Katainen äußerte die Überzeugung, dass Spanien ohne Rettungspaket auskommen kann. Die spanischen Banken sollten zunächst versuchen, sich selbst Geld an den Kapitalmärkten zu besorgen und dann von der Regierung, sagte Katainen im Reuters-Interview. Wenn all dies misslinge, "dann werden wir einen anderen Weg finden müssen, um die Rekapitalisierung zu ermöglichen", sagte er.

Anders als Spanien gelang es Frankreich, sich am Kapitalmarkt so günstig zu verschulden wie nie. Bei einer Auktion fielen die Zinsen für 10-, 15- und 50-jährige Staatsanleihen auf Rekordtiefs.

(APA)

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