China öffnet den Goldmarkt

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Erstmals dürfen ausländische Banken Gold nach China importieren. Die Öffnung des Goldmarktes sei der steigenden Nachfrage in der Bevölkerung geschuldet. Auch Aktien- und Anleihenmärkte werden zugänglicher.

Wien/Hong Kong/jil. Die chinesische Zentralbank will erstmals Goldimport-Lizenzen an ausländische Banken vergeben. China ist schon heute der größte Goldproduzent der Welt. Heuer wird das Riesenreich dank der steigenden Nachfrage nach physischem Gold auch zum größten Konsumenten – noch vor dem bisherigen Spitzenreiter Indien. Die chinesischen Goldimporte beliefen sich im September auf knapp 70 Tonnen. In den vergangenen zwölf Monaten hat China damit 582 Tonnen Gold via Hongkong importiert.

Die Öffnung des Goldmarktes sei der steigenden Nachfrage in der Bevölkerung geschuldet, sagte Xie Duo, Generaldirektor für Finanzmärkte bei der Chinesischen Zentralbank. Es sei die offizielle Politik der Zentralbank, die Chinesen zu Investments in physisches Gold zu ermutigen, so Xie Duo. Derzeit verfügen aber nur einheimische Banken über die notwendigen Lizenzen für den Import des Währungsmetalls: die Industrial and Commercial Bank of China, die Bank of China, die Agricultural Bank of China, die China Construction Bank und fünf weitere.

Einen genauen Zeitpunkt für die Vergabe der Lizenzen an internationale Banken will die Zentralbank noch nicht nennen. Die Goldbörse „Shanghai Gold Exchange“ will schon kommenden Monat einen Interbankenmarkt schaffen. Auch Exchange Traded Funds sollen dann für Chinesen verfügbar sein. Der weltweit größte Gold-ETF GLD hält für seine Investoren bereits heute mehr als 1000 Tonnen physisches Gold. Die Öffnung des chinesischen Marktes dürfte die Nachfrage nach physischem Gold weiter erhöhen.

Die Nachricht kommt, während China den größten Machtwechsel in der jüngsten Geschichte vollzieht und den Finanzmärkten offenbar signalisieren will: rechnet mit uns. Auch die Aktien- und Anleihenmärkte sollen für Ausländer zugänglicher werden, sagte der hochrangige Finanzaufseher Guo Shuqing der „Financial Times“. Guo leitet die Wertpapieraufsicht des Landes. Dass er seine Bemerkungen am Rande des Parteitages  gemacht hat, dürfte kein Zufall sein. Während des Kongresses, der eine Woche dauert, will Chinas Kommunistische Partei Xi Jinping zu ihrem neuen Chef machen. Und der Welt die Öffnung Chinas signalisieren.

Yuan soll aufwerten

China werde auch die Gesamtquote für ausländische Investitionen erhöhen. Diese liegt heute bei 80 Mrd. Dollar und werde aufgestockt, sobald diese Marke erreicht ist, so Guo. Auch die Investitionssumme für einzelne Unternehmen und Kapitalgeber soll angehoben werden. Guo kündigte zudem die Aufwertung der bisher künstlich niedrig gehaltenen chinesischen Währung Yuan an.

Das wird vor allem der frisch wiedergewählte US-Präsident Barack Obama gern hören. Die „Währungsmanipulationen“ der Chinesen waren auch ein Thema im Wahlkampf. Ein künstlich niedrig gehaltener Yuan nützt dem Exportweltmeister China, macht es aber den USA und auch Europa schwer, wettbewerbsfähig zu bleiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2012)

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