AIG: Klage vom Tisch

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Der Versicherer stößt sich zwar an den Konditionen, zu denen ihn der Staat 2008 rettete. Klagen will er nun aber doch nicht.

New york/Wien/Ag./Red. Während der Finanzkrise musste der amerikanische Versicherungskonzern AIG vom Staat mit 182 Milliarden Dollar aufgefangen werden. Mehr musste die US-Regierung nie aufwenden, um ein Unternehmen vor der Pleite zu retten. Im Nachhinein stößt sich der Konzern aber an den Konditionen, zu denen sich der Staat damals bei ihm engagierte. Noch Dienstagabend hieß es, eine Klage gegen die US-Regierung werde geprüft. Tags darauf zog das Unternehmen diese Drohung allerdings wieder zurück, nach einem kurzen, aber heftigen Aufschrei in Öffentlichkeit und Politik.

Die Versicherung hätte sich an einer Schadenersatzklage des früheren AIG-Chefs Hank Greenberg beteiligen können. Greenberg, dessen Holding Starr International vor dem Beinahekollaps des Konzerns zwölf Prozent der Anteile hielt, verklagt die USA auf eine Entschädigung von 25 Mrd. Dollar. Er wirft den Behörden vor, Wall-Street-Banken auf Kosten der AIG-Aktionäre gerettet zu haben. Die New Yorker Notenbank bezeichnete er angesichts der "exorbitanten Zinsen" von 14,5 Prozent als "Kredithai".

Nachdem die USA 2008 bei AIG eingestiegen waren, verkauften sie Ende vergangenen Jahres ihre letzten Anteile. Unterm Strich verdienten sie damit 15 Milliarden Dollar. Das schafften sie, indem sie den Konzern gleich notverstaatlichten und konsequent sanierten, anstatt sich mit Hilfskonstruktionen (wie Partizipationskapital) zu behelfen.

Scharfe Töne aus der Politik

Wegen der drohenden Klage kamen aus der Politik scharfe Warnungen gegen den Versicherer. Das Unternehmen solle nicht die Hand beißen, die es während der Krise gefüttert habe, sagte etwa die neu gewählte Senatorin Elizabeth Warren. "Wenn AIG bei dem Prozess einsteigt, wäre das, als ob ein Patient seinen Arzt verklagt, weil der ihm das Leben gerettet hat", sagte der frühere Notenbanker Mark Williams.

Konzernchef Bob Benmosche unterstrich in einer Erklärung: "AIG hat seine Schulden mit einem Gewinn an Amerika zurückgezahlt, und wir meinen es auch so, wenn wir uns beim amerikanischen Volk bedanken." Zugleich sei der Verwaltungsrat aber auch dem Konzern und seinen Aktionären rechtlich verpflichtet. Der Versicherer hatte in den USA erst vor Kurzem eine aufwendige Werbekampagne mit dem Motto "Thank you, America" gestartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2013)

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