Betrugsverdacht: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen KitzVenture

KitzVenture
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Eine Tiroler Investmentfirma gerät ins Visier der Strafbehörden: Die Angaben im Kapitalmarktprospekt könnten irreführend sein.

Nach Problemen mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) ist die Tiroler Investmentfirma KitzVenture ins Visier der Strafbehörden geraten. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts des schweren Betrugs im Zusammenhang mit Zinsversprechen sowie wegen irreführender Angaben im Kapitalmarktprospekt eingeleitet, berichtete die "Tiroler Tageszeitung" (TT) am Dienstag. "Das Landeskriminalamt wurde mit den Ermittlungen beauftragt", wird ein Sprecher der Staatsanwaltschaft zitiert. Die Ermittlungen richteten sich gegen Verantwortliche des Unternehmens. Gesellschafter sind zwei deutsche Staatsbürger, einer von ihnen ist auch Geschäftsführer.

Ausgelöst hat die Ermittlungen eine Anzeige der FMA. Die Aufsicht hatte Mitte Februar dem Chef von KitzVenture eine Geldstrafe wegen irreführender Werbung in Höhe von 75.000 Euro aufgebrummt. Das Unternehmen kündigte damals an, gegen den FMA-Bescheid Beschwerde einlegen zu wollen.

9,75 Zinsen versprochen

KitzVenture sammelt bei Kleinanlegern Geld in Form von Nachrangdarlehen ein und verspricht ihnen 9,75 Prozent Zinsen im Jahr. Das Geld soll nach Angaben des Unternehmens in Start-ups investiert werden. Bei Nachrangdarlehen besteht für die Anleger ein Totalverlustrisiko.

Die FMA hatte KitzVenture in ihrer Anzeige vorgeworfen, notwendige nachträgliche Änderungen im Kapitalmarktprospekt nicht vorgenommen zu haben. Weiters monierten die Aufseher, dass ein großer Teil des bisher eingesammelten Anlegergelds für Werbung in Fernsehen und Internet ausgegeben worden sei.

KitzVenture residiert in Kitzbühel an der gleichen Adresse wie die Steuerberatungskanzlei des Kitzbühler Bürgermeisters. Die Kanzlei führte dem Zeitungsbericht zufolge zumindest für 2015 die Buchhaltung von KitzVenture, erstellte Steuererklärung und Jahresabschluss. Bis vergangenen Herbst wurde der ÖVP-Politiker als Beirat des Unternehmens angeführt. Dieser hatte mehrfach betont, operativ nicht bei KitzVenture tätig zu sein. Die Anlagegesellschaft habe eigene Büros in dem Gebäude eingemietet. Laut "TT" ist der Bürgermeister nicht Gegenstand der Ermittlungen.

Bei KitzVenture war am Dienstag zu Mittag kurzfristig niemand zu erreichen. In der Vergangenheit hat das Unternehmen sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen.

KitzVenture feuert Anwälte

Am Dienstagnachmittag kam die von KitzVenture schon seit Wochen in Aussicht gestellte Presseaussendung, in der das Unternehmen volle Kooperation mit den Behörden versprach. KitzVenture geht in die Offensive und feuert seine Anwälte. Stattdessen soll ein früherer Anwalt der Meinl Bank KitzVenture vertreten. Weiters überdenkt KitzVenture seine Strategie. Aber: "Wir glauben weiterhin an das Geschäftsmodell."

"Unsere Marketing-Bemühungen waren sicherlich ambitioniert - zumindest können wir, unabhängig von den rechtlichen Ansprüchen, eine grundsätzliche Kritik von Verbraucherschützern und Behörden sowie die Medienberichterstattung verstehen. Jedoch erhielt jeder unserer Anleger vorab umfangreiches Informationsmaterial und es werben auch andere Start-ups auf Crowdfunding-Pattformen beispielsweise mit '8 Prozent Festverzinsung'", erklärte KitzVenture. "Hier sehen wir nichts Ungesetzliches, zumal wir an unser Geschäftsmodell glauben."

KitzVenture hat derzeit an drei Fronten juristische Probleme, wie die Gesellschaft selbst in der Aussendung erläuterte: Die FMA hat dem Chef eine Geldstrafe von 75.000 Euro wegen irreführender Werbung aufgebrummt, die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt aufgrund einer Anzeige der FMA wegen Betrugsverdachts gegen KitzVenture-Verantwortliche und der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat eine Verbandsklage gegen die Gesellschaft eingebracht. Es geht dabei stets um die Frage, ob KitzVenture Anleger mit ihren Zinsversprechen in die Irre geführt hat und dabei gegen Regeln verstoßen hat. Außerdem hegt die FMA den Verdacht, dass KitzVenture den Großteil des bis dato eingesammelten Anlegergelds in Werbung investiert hat.

Rechtsmittel gegen FMA-Strafe eingelegt

Gegen die FMA-Strafe hat KitzVenture zwischenzeitlich Rechtsmittel eingelegt, wie ein Firmensprecher auf APA-Nachfrage sagte. Jetzt ist das Verwaltungsgericht am Zug. Zum Thema Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft könne man noch nichts sagen, da man noch keine Akteneinsicht gehabt habe. Das VKI-Verfahren laufe noch.

Zum jetzigen Zeitpunkt sei jedenfalls noch kein einziger geschädigter Konsument bekannt, betonte das Unternehmen weiters.

(APA)

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