Lufthansa und AUA erwarten heuer weniger Gewinn

Lufthansa-Chef Carsten Spohr
Lufthansa-Chef Carsten SpohrAFP (PRAKASH SINGH)
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Das abgelaufene Jahr war turbulent für die Lufthansa. Für heuer wird wegen hoher Tankrechnungen ein Gewinnrückgang erwartet.

Die Lufthansa stellt sich in diesem Jahr auf mehr Gegenwind ein. Das Betriebsergebnis dürfte 2017 leicht unter dem Wert des Vorjahres von 1,75 Milliarden Euro liegen, wie die Fluggesellschaft am Donnerstag in München mitteilte. Die Ausgaben für Flugzeugtreibstoff dürften sich aus heutiger Sicht 2017 auf gut 5,2 Milliarden Euro summieren - 350 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Für die Fluggesellschaft ist die Tankrechung einer der größten Kostenfaktoren. Gleichzeitig dürften dieses Jahr die Stückerlöse - ein wichtiger Maßstab in der Branche - weiter sinken. Die Geschäfte im Januar und Februar seien jedoch gut gelaufen, sagte Finanzvorstand Ulrik Svensson. Für 2016 will die deutsche Airline eine unveränderte Dividende von 50 Cent je Aktie zahlen.

Das abgelaufene Jahr war turbulent für die Lufthansa. Im Sommer kappte der Konzern wegen der Anschläge in Europa seine Gewinnprognose, nur um sie im Oktober wieder zu erhöhen. Auch die Piloten streikten wieder. Der seit fünf Jahren schwelende Konflikt steht aber vor der Beilegung. Am Mittwoch einigten sich beide Seiten nach Geheimverhandlungen auf Lösungen zu allen Streitpunkten wie die Umstellung der Rentenfinanzierung. Allerdings stehen die Details noch nicht fest.

Gleichzeitig gab es 2016 am europäischen Himmel eine Wachablösung. Die Lufthansa wurde von Ryanair als größte europäische Airline verdrängt. Voriges Jahr beförderte die Lufthansa zusammen mit den Töchtern 109,7 Millionen Passagiere, ein Plus von 1,8 Prozent. Mit der irischen Billiggesellschaft flogen im gleichen Zeitraum 117 Millionen Menschen - 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Möglich machen das niedrige Kosten, eine einheitliche Boeing-Flotte und die neue Strategie, vermehrt auch große Flughäfen anzufliegen. Als Antwort baut die Kranich-Fluglinie den eigenen Low-Cost-Konkurrenten auf, unter anderem durch die Übernahme von Air Berlin-Fliegern.

AUA bedingt zufrieden

Die österreichische Lufthansa-Tochter AUA (Austrian Airlines) hat 2016 beim Betriebsergebnis (EBIT) ein Plus von 20 Prozent auf 65 Millionen Euro ausgewiesen. Das lag an geringeren Treibstoffkosten, aber auch an einem Sondereffekt: Mit dem Flughafen in Wien-Schwechat wurde ein billigerer Mietvertrag für die technische Basis (Hangar, Betriebsgebäude, Werkstätten) abgeschlossen. Das hilft Kosten senken.

Zufrieden ist der AUA-Vorstand mit dem Ergebnis nur bedingt, weil die Ergebnissteigerung u.a. eben dem Einmaleffekt zu danken war.

Weil die Flugbenzinpreise heuer steigen, erwartet die AUA ein "herausforderndes Jahr". Es wird in neue Strecken sowie in die Flugzeugflotte und Produktverbesserungen investiert. "Kombiniert mit einem derzeit schwierigen Marktumfeld und deutlich höheren Treibstoffpreisen werden wir das am Ende des Jahres auch in unseren Zahlen ablesen müssen", stellte Vorstandschef Kay Kratky in einer Ausendung fest. "Wir rechnen mit einem adjusted EBIT unter dem Jahr 2016."

Im Gesamtjahr 2016 lag das bereinigte Ergebnis, von dem u.a. Bewertungsgewinne aus Flugzeugverkäufen abgezogen werden, bei 58 Millionen Euro, um 11,3 Prozent höher als im Jahr davor. Den Umsatz hat die Lufthansa-Tochter um 2,4 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro angehoben, die Airline beförderte 5,1 Prozent mehr Passagiere.

Aktie zieht an

Lufthansa hat am Donnerstag mit ihren Geschäftszahlen bei Anlegern gepunktet. Die Aktien der Fluggesellschaft stiegen um bis zu 5,8 Prozent und waren mit 15,25 Euro so teuer wie zuletzt vor einem Jahr. Damit summiert sich das Kursplus der vergangenen zehn Tage auf etwa zehn Prozent. Der DAX legte im gleichen Zeitraum gerade einmal um ein Prozent zu.

"Ich reibe mir die Augen, schließlich lagen die Zahlen nur im Rahmen der Erwartungen", sagte ein Börsianer. "Aber offenbar werden die Entlastungen durch die Tarifeinigung mit den Piloten von gestern sowie der Ausblick positiv gewertet." Nach Ansicht von DZ Bank-Analysten Dirk Schlamp decken sich Letzterer aber auch mit den aktuellen Erwartungen. Im Windschatten der Lufthansa-Rally legten Air France und die British Airways-Mutter IAG am Donnerstag bis zu 1,3 Prozent zu.

(Reuters)

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