Österreicher mit niedrigster Rendite

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Studie. Die meisten Österreicher lassen ihr Ersparnisse am Bankkonto oder am Sparbuch liegen, daher schneiden sie im internationalen Vergleich bei der Rendite besonders schlecht ab.

Wien. Viele Österreicher halten eisern am Sparbuch fest. Aktien sind für sie zu riskant. Dabei gab es in den vergangenen Jahren an den internationalen Börsen einen deutlichen Wertzuwachs. „Während Anleger weltweit bei der Vermögensbildung überwiegend von Zuwächsen an den Kapitalmärkten profitieren, gehen die meisten Österreicher einen anderen Weg - und lassen ihr hart verdientes Geld auf der Bank liegen“, sagt Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich.

Die Allianz Versicherung hat am Mittwoch einen globalen Vermögensreport veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass im Euroraum die österreichischen Privathaushalte im Fünfjahresvergleich die niedrigste Rendite erzielt haben. Sie konnten sich von 2012 bis 2016 über eine durchschnittliche Jahresrendite von lediglich 2,6 Prozent freuen. Auf Platz liegen die Finnen mit 7,96 Prozent, gefolgt von den Griechen mit 7,34 Prozent und den Niederländern mit 6,3 Prozent (siehe Grafik).

Denn die Finnen halten besonders viele Wertpapiere, während die niederländischen Haushalte mit Abstand am stärksten in Pensionsfonds engagiert sind. Neben Österreich schneiden auch Deutschland und Portugal schlecht ab. In diesen drei Ländern ist der Anteil der Bankeinlagen am höchsten. Nach Ansicht der Allianz-Versicherung wird es daher Zeit, dass die Österreicher ihr Sparverhalten ändern.

Geldentwertung für Sparer

In der Studie wird weiters die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in 50 Ländern analysiert. So wuchs im Vorjahr das weltweite Brutto-Geldvermögen um 7,1 Prozent auf knapp 170 Billionen Euro. Dies hing in erster Linie mit der Jahresendrally an den Aktienmärkten, vor allem in den Industrieländern, zusammen. Wer hingegen sein Geld am Sparbuch gelassen hat, musste Verluste hinnehmen. Laut Berechnungen der Allianz-Versicherung dürften die Sparer in den Industrieländern im Vorjahr durch die Geldentwertung Einbußen in Höhe von rund 300 Milliarden Euro erlitten haben.

Heuer dürfte sich dieser Wert mit der Rückkehr der Inflation verdoppeln. Spitzenreiter beim Vermögensaufbau war 2016 erneut Asien (ohne Japan) mit einem Zuwachs von 15 Prozent. Auf der Rangliste der 20 reichsten Länder erreichte Österreich wieder Platz 17, einen Platz vor Deutschland. Auf Platz eins lagen die privaten Haushalte in den USA mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen pro Kopf von 177.210 Euro. Die Amerikaner haben im Vorjahr die Schweizer überholt, die auf ein Netto-Geldvermögen pro Kopf von 175.720 Euro kamen.

Für die Haushalte in Österreich hat die Allianz-Versicherung ein Netto-Geldvermögen pro Kopf von 51.980 Euro errechnet. Nach Ansicht der Allianz-Versicherung werden die Unterschiede in der globalen Vermögensverteilung langsam kleiner, doch von einer gerechten Verteilung ist man immer noch weit entfernt. So vereinen die reichsten zehn Prozent global 79 Prozent der Netto-Geldvermögen auf sich. Im Jahr 2000 lag diese Vermögenskonzentration noch bei 91 Prozent.

Wirft man einen Blick auf die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte, so stiegen diese im Vorjahr weltweit mit 5,5 Prozent so stark wie seit 2007 nicht mehr - auf knapp 41 Billionen Euro. Erstmals seit dem Jahr 2009 wuchsen die Schulden damit auch wieder schneller als die nominale Wirtschaftsleistung. Zwar ist die Schuldenstandsquote (Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) in Österreich im Vorjahr gestiegen, doch die Quote ist mit 52,8 Prozent die niedrigste in Westeuropa.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2017)

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