Jetzt warnt auch US-Notenbank vor Bitcoin & Co

APA/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene
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Bei Digitalwährungen sei Vorsicht geboten. Sollten sie sich großflächig ausbreiten, könnten sie zu ernsthaften Problemen für die Stabilität des Finanzsystems führen, heißt es bei der US-Notenbank.

Die US-Notenbank (Fed) warnt vor den langfristigen Gefahren digitaler Währungen wie Bitcoin. Derzeit dürften diese zwar kein Risiko für die Stabilität des Finanzsystems darstellen, sagte der für die Bankenaufsicht zuständige Fed-Gouverneur Randal Quarles am Donnerstag. Sollten sie sich aber großflächig ausbreiten, könnten sie zu ernsthaften Problemen führen.

Quarles betonte, in schlechten Zeiten könnten solche Währungen massiv unter Druck geraten. Zugleich äußerte auch er sich zurückhaltend zur Frage, ob Zentralbanken eigene Digitalwährungen ausgeben sollten. Hier sei Vorsicht geboten. Denn es bestehe die Gefahr eines Missbrauchs bei Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Cyberattacken.

Quarels Aussagen decken sich jenen des deutschen Bundesbank-Vorstandes Carl-Ludwig Thiele, der am Donnerstag ebenfalls vor nicht abschätzbaren Konsequenzen für das Finanzsystem gewarnt hatte. Von Cyber-Bargeld könnten erhebliche Konsequenzen für das Finanzsystem und die Finanzstabilität ausgehen, die aus heutiger Sicht nicht abschätzbar seien, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele am Donnerstag in Berlin. Deshalb sei die Emission digitalen Zentralbank-Geldes aus Sicht ser Bundesbank in einem vorhersehbaren Zeitraum keine realistische Option.

Der Kurs von Bitcoin hatte am Mittwoch erstmals die Marken von 10.000 und auch 11.000 US-Dollar geknackt. 11.434 Dollar waren der Höchststand. Fünf Stunden später war ein Rückfall auf 9009 Dollar perfekt, dem ein Anstieg auf 10.787 Dollar folgte. Freitag früh kostete ein Bitcoin rund 9600 Dollar. Seit Jahresbeginn beträgt das Plus dennoch rund 1.000 Prozent.

Vorreiter Schweden

Hinter Bitcoin stehen weder Regierungen noch Zentralbanken. Über den Preis entscheiden allein Angebot und Nachfrage. Bitcoin basiert auf der sogenannten Blockchain-Technologie, bei der Informationen fälschungssicher in einer Datenbank gespeichert werden. Zentralbanken weltweit sind an dieser Technologie interessiert. Sie prüfen, wie sie Zahlungsprozesse sicherer, günstiger und effizienter machen könnte.

Die schwedische Notenbank arbeitet beispielsweise an der digitalen e-Krona. Bundesbank-Vorstand Thiele zufolge spielt dabei eine Rolle, dass in Schweden echtes Bargeld in Form der Krone kaum noch akzeptiert wird. "Diese Erfahrung machen wir in Deutschland und auch im Euro-Raum nicht." Die EZB hatte vergangene Woche eine Studie veröffentlicht, nach der in der Euro-Zone immer noch vier von fünf Einkäufen bar bezahlt werden. Fed-Vertreter Williams zufolge erforscht auch die US-Notenbank die Technologie. Dabei geht es unter anderem darum, den Zahlungsverkehr effizienter und schneller zu machen.

EZB-Direktor Yves Mersch forderte Banken auf, sich dem technologischen Wandel zu stellen und so rasch wie möglich elektronischen Zahlungsverkehr zu ermöglichen, der rund um die Uhr zur Verfügung stehe. Solche sogenannten Instant-Payment-Systeme, bei denen blitzschnell nach Zahlung das Geld auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben wird, sollten als ein Alternativ-Szenario in die Debatte einfließen.

Nach Ansicht von Timo Emden, Marktexperte beim Analysehaus DailyFx Deutschland, dämmert der EZB allmählich die Bedrohung durch Bitcoin und Co. Sie setze sich nun selbst unter Zugzwang zu handeln: "Bitcoin scheint mittlerweile zu einer möglichen Konkurrenz geworden zu sein, welche es zu bekämpfen gilt. Am Ende des Tages könnten sich die Zentralbanken der Welt die Rosinen der Blockchain-Technologie herauspicken und eine eigene Währung schaffen." Doch bis dahin könne es noch "ein steiniger Weg" werden.

Bitcoin - Die Währung aus dem Internet

Was steckt hinter dem virtuellen Geld, das oft mit Betrug und anderen kriminellen Machenschaften in Verbindung gebracht wird? Hier die wichtigsten Antworten.

WER HAT BITCOIN ERFUNDEN?

Bitcoin wurde 2008 von einer Person oder Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto entwickelt und Anfang 2009 erstmals öffentlich in einem akademischen Aufsatz erwähnt. Der Australier Craig Wright gab sich 2016 als der Erfinder aus, allerdings wurde dies bislang nie zweifelsfrei bestätigt.

WIE ENTSTEHEN BITCOIN?

Neue Bitcoin werden durch sogenanntes "Mining" erzeugt. Alle Transaktionen mit der Cyber-Währung werden verschlüsselt und in eine Datenbank, die sogenannte Blockchain, geschrieben. Hierfür müssen hochkomplexe mathematische Formeln berechnet werden. Nutzer, die ihre Rechner hierfür zur Verfügung stellen, werden mit Bitcoin entlohnt. Ungefähr alle zehn Minuten werden den Minern 12,5 Bitocin zugeteilt. Die zugeteilte Menge halbiert sich alle vier Jahre, bis die maximale Menge von 21 Millionen Stück erreicht ist. Damit wollten der oder die Erfinder eine Inflation verhindern. Aktuell sind etwa 17 Millionen Bitcoin im Wert von derzeit rund 182 Milliarden Dollar sind bereits entstanden. Je mehr Bitcoin im Umlauf sind, desto aufwendiger wird der Prozess des Minings, das auf Deutsch "Schürfen" genannt wird.

Anfangs reichte ein handelsüblicher PC aus, mittlerweile ist der Prozess so umfangreich, dass nur noch Hochleistungsrechner dazu in der Lage sind. Diese stehen meistens in Rechenzentren in Island, Norwegen oder China, weil das Berechnen viel Strom frisst und dieser dort vergleichweise günstig zu haben ist.

WER KONTROLLIERT BITCOIN?

Hinter Bitcoin stehen keine übergeordneten Instanzen wie Regierungen, Aufsichtsbehörden oder Zentralbanken. Sie werden von allen Nutzern kontrolliert und geschaffen. Den Wechselkurs bestimmen allein Angebot und Nachfrage. Viele Zentralbanken arbeiten daran, eine passende Regulierung für Kryptowährungen zu finden, von denen jeden Tag neue entstehen.

Für Schlagzeilen sorgte vor ein paar Jahren die japanische Bitcoin-Börse Mt.Gox. Weil ihr bei einem Hackerangriff Bitcoin im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar gestohlen wurden, schlitterte sie 2014 in die Pleite.

WELCHE DIGITALEN WÄHRUNGEN GIBT ES NOCH?

Der Website Coinmarketcap.com zufolge gibt es inzwischen mehr als 1300 Krypto-Währungen mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt 331 Milliarden Dollar. Bitcoin ist mit Abstand die größte und bekannteste. Auf Platz zwei steht Ethereum mit einem Börsenwert von 46 Milliarden Dollar, danach folgt Bitcoin Cash mit knapp 27 Milliarden Dollar. Bitcoin wird oft als Einstieg in andere Cyberwährungen benutzt. Das bedeutet, wer etwa Ethereum oder Ripple kaufen will, muss zuerst Bitcoin erwerben und diese in die gewünschte Währung tauschen.

WIE KANN MAN BITCOIN ERWERBEN?

Bitcoin werden an speziellen Online-Börsen wie BitStamp, BitPoint oder ItBit gehandelt. Die Kurse auf den verschiedenen Handelsplattformen weichen teilweise stark voneinander ab. Investoren können über Smartphone-Apps ein Depot eröffnen, Bitcoin kaufen und damit im Internet bezahlen. Weltweit gibt es rund 1900 Geldautomaten, an denen Anleger ihre Bitcoin in bar "abheben" können. In Europa bieten das unter anderem Länder wie die Schweiz, Österreich, Niederlande, Spanien und Italien an. In Deutschland gibt es keinen einzigen Bitcoin-Geldautomaten.

WIE HAT SICH DER KURS ENTWICKELT?

An der Börse BitStamp setzte der Bitcoin-Hype Anfang 2013 ein. Damals stieg der Kurs binnen zwölf Monaten von etwa 20 auf zeitweise mehr als 1200 Dollar. Bis Mitte 2015 ging er dann wieder auf etwa 200 Dollar zurück. Seither geht es fast ununterbrochen aufwärts. Auf der Handelsplattform BitPont knackte die Cyber-Währung sogar die 11.000er Marke. Analysten warnen vor den starken Schwankungen, ein Auf und Ab im zweistelligen Prozentbereich an nur einem Tag ist nicht ungewöhnlich.

IST BITCOIN LEGAL?

Ja. Jeder darf Bitcoin kaufen und damit bezahlen. Sie sind im größten Teil der Welt aber kein gesetzliches Zahlungsmittel. Das bedeutet, dass es Firmen und Organisationen freigestellt ist, die Währung zu akzeptieren. Japan hat die Cyber-Währung als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt.

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