Aktionäre glauben an Lufthansa-Deal

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Die Bedenken der EU zur Übernahme von Air Berlin und Niki haben das Kursfeuerwerk der Lufthansa-Aktie bisher nicht beeinträchtigt. Die Deutsche Bank erhöht das Kursziel drastisch.

Frankfurt/Berlin/Wien. Brüssel macht die Rettung der insolventen Air Berlin und deren Österreich-Tochter Niki zu einem Wirtschaftskrimi, dessen Auflösung erst knapp vor Weihnachten erfolgen dürfte. Nachdem die Lufthansa am Donnerstagabend praktisch in letzter Minute Zugeständnisse für die Übernahme weiter Teile der Air Berlin und der nicht insolventen Niki eingereicht hatte, verlängerte die EU-Kommission die Prüffrist bis 21.Dezember. Ursprünglich sollte schon am 7. Dezember eine Entscheidung fallen. Dann war jedoch durchgesickert, dass die EU-Kartellbehörden den Deal genau unter die Lupe nehmen und möglicherweise die Übernahme von Niki blockieren werde.

Während Beobachter noch Wetten abschließen, wie das Kräftemessen zwischen EU und Lufthansa ausgeht, gibt die Börse schon die Antwort: Sie vertraut darauf, dass die AUA-Mutter die Übernahme durchziehen kann.

Schon seit Jahresbeginn legt die Aktie des größten europäischen Luftfahrtkonzerns eine einzigartige Performance hin. Mit einem Kurssprung von 137 Prozent seit Jahresbeginn ist die Aktie unangefochtener Spitzenreiter im deutschen Leitindex DAX, der in diesem Zeitraum „nur“ um zwölf Prozent zulegen konnte. Schub gibt die anziehende Konjunktur, die auch die Luftfahrt beflügelt. Das spiegelt sich in den Geschäftszahlen vieler Airlines wider. Nicht nur die europäischen Gesellschaften mit Lufthansa, British Airways und Air France/KLM sowie Ryanair an der Spitze, sondern auch die Gesellschaften in den USA und Asien schreiben saftige Gewinne. Bei der Lufthansa kam im Jahresverlauf dann noch die Aussicht auf die Übernahme des maroden Rivalen dazu.

Am Freitag stufte die Deutsche Bank das Lufthansa-Papier von „Halten“ auf „Kaufen“, was der Aktie weiteren Auftrieb verlieh. Sie setzte sich – wieder einmal – an die Spitze des schwächelnden DAX. Der Markt unterschätze die Qualität des Deals, lautete die Begründung.

25 Prozent Kurspotenzial

Analyst Anand hob auch das Kursziel von 29,50 auf 36,20 Euro, was einem satten Aufwärtspotenzial von fast 25 Prozent entspricht. Die Markterwartungen preisen dem Experten zufolge eine erfolgreiche Teilübernahme von Air Berlin noch nicht angemessen ein. Er selbst geht davon aus, dass die Transaktion einen positiven Beitrag zum operativen Ergebnis der Lufthansa von mindestens 500 bis zu 700 Mio. Euro jährlich leisten sollte. Das Heben erheblicher Synergien dürfte in seinen Augen nicht allzu schwierig werden.

Dies sollte nicht nur vorsichtige Anleger beruhigen, sondern auch die alarmierte deutsche Regierung. Sie lotete am Donnerstagnachmittag in einem Krisentreffen mit Vertretern der Lufthansa aus, mit welchen Zugeständnissen die EU-Kommission besänftigt werden könnte. Berlin geht es nicht nur um den Staatskredit von 150 Mio. Euro, der die Air Berlin in der Luft hielt. Er wäre gefährdet, sollte die Lufthansa ihr Angebot über 210Mio. Euro zurückziehen. Es geht auch um insgesamt 8000 Mitarbeiter, die dann doch nicht wie geplant großteils von der Lufthansa übernommen würden.

Knackpunkt bei den Verhandlungen mit der EU sind die Start- und Landerechte (Slots), die die Lufthansa auf Flughäfen, wo ihre Dominanz sehr groß ist, abgeben muss. „Auf einigen Strecken gibt es jetzt einen sehr hohen Marktanteil oder sogar ein Monopol (der Lufthansa, Anm.)“, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager jüngst. Die Lufthansa müsste Slots jedoch nicht nur abgeben, sondern die Strecken für Konkurrenten öffnen, um für mehr Wettbewerb zu sorgen. (eid/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2017)

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