Basel-Abschluss: Neue Kapitalregeln in Sicht

Die weltweite Aufsichtsbehörde will eine angemessene Risikobewertung.
Die weltweite Aufsichtsbehörde will eine angemessene Risikobewertung. (c) APA/BARBARA GINDL
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Die neuen Bankenregeln, die der Basler Ausschuss am Donnerstag beschließt, werden vor allem auf Hypothekenbanken zielen.

Frankfurt. Große europäische Hypothekenbanken auf Märkten mit geringem Risiko wird es wohl am härtesten treffen, wenn die weltweite Aufsichtsbehörde in ihrer Sitzung zum Abschluss von Basel III am Donnerstag nach einem jahrelangen Stillstand neue Kapitalregeln verkündet. Was zuletzt auf dem Tisch lag, würde die Fähigkeit der Banken einschränken, ihren Kapitalbedarf niedrig zu halten, indem sie ihre eigenen statistischen Modelle verwenden, um das Risiko ihrer Aktiva zu bemessen.

Die risikogewichteten Aktiva der europäischen Banken werden dem Plan des Basler Ausschusses zufolge um rund 20 Prozent oder 1,6 Billionen Euro anschwellen, hatten Analysten von Citigroup Global Markets Inc. ausgerechnet. Da die aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten als Prozentsatz der risikogewichteten Aktiva berechnet werden, sinken sie folglich. Citi schätzt, dass sich das Niveau des qualitativ hochwertigsten Kapitals der Branche von 13,5 auf elf Prozent verringern wird.

Umsetzung bis 2027

„Der Einfluss ist dort am größten, wo die Risikogewichtung am geringsten ist“, so Sebastian Schneider, Partner bei McKinsey & Co.: „Das bedeutet, dass Märkte, die wirtschaftlich stabil waren und wenige Ausfälle aufwiesen, . . . tendenziell stärker betroffen sind.“

Bei der Festlegung der Basler Regeln versucht die Aufsichtsbehörde, große Diskrepanzen zwischen den Risikobemessungen der Banken auch für ähnliche Vermögenswerte zu beseitigen. Diese Variabilität hatte zu der Befürchtung geführt, dass die Banken ihre internen Modelle nutzen, um die Regeln zu umgehen, indem sie das Risiko von Hypotheken, Krediten an Banken und Großfirmen sowie Probleme wie Rechtsstreitigkeiten und Strafen herunterspielen.

Das neue Rahmenwerk beschränkt die Optionen der Banken mit einer Grenze dafür, wie niedrig sie ihren Kapitalbedarf durch die Messung des Vermögensrisikos mit ihren eigenen statistischen Modellen ansetzen können. Am Ende haben sich die Verhandler auf 72,5 Prozent festgelegt.

Jan Wolter, Analyst der Credit Suisse, sagt, eine strikte Untergrenze von 72,5 Prozent würde für etwa zwei Drittel der europäischen Großbanken zur künftigen Verpflichtung werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Kreditinstitute sofort Kapital aufnehmen müssen. Die Regeln sollen laut Kompromiss bis 2027 allmählich eingeführt werden. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2017)

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