Viagra: Pfizer unter Druck

Pfizer will auch eine generische Variante von Viagra anbieten.
Pfizer will auch eine generische Variante von Viagra anbieten.REUTERS
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Viagra wird in den USA als Generikum zugelassen. Das lässt die Preise purzeln und zwingt den Original-Hersteller Pfizer zum Umdenken.

New York. Vor fast zwei Jahrzehnten wurde das Potenzmittel Viagra zugelassen, es sollte das Sexleben erektionsschwacher Männer revolutionieren. Die kleine blaue Pille wurde zum Vorreiter sogenannter Lifestyle-Medikamente zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Für den US-Pharmakonzern Pfizer waren Entdeckung und Patentierung des Produkts ein Volltreffer. Viagra wurde rasch zum Verkaufsschlager.

Doch jetzt ist der Hersteller sein patentrechtlich geschütztes Privileg los - auch auf dem wichtigen US-Markt darf die Konkurrenz ab sofort günstigere Nachahmer-Produkte anbieten. Was Pfizer schmerzt, freut Patienten: mehr Wettbewerb und niedrigere Preise. Bisher kostet Viagra rund 65 Dollar (55,10 Euro) pro Pille, weshalb viele Fälscher im Internet mit vermeintlich lukrativen Angeboten locken. Generika sorgen nun ganz ohne dubiose Online-Händler für einen Preissturz.

Am Montag erfolgte etwa der Startschuss für das Billig-Viagra der israelischen Ratiopharm-Mutter Teva. Das Produkt bringe „den rund 18 Millionen Männern mit Erektionsstörungen in den USA eine erschwingliche generische Behandlungsoption“, versprach Brendan O'Grady, der Nordamerika-Vizechef des Generikaherstellers. Durch den Vorstoß wird der laut Analysehaus IMS Data etwa 1,4 Mrd. Dollar (1,19 Mrd. Euro) Jahresumsatz schwere US-Markt für Viagra kräftig aufgemischt.

Der Grund dafür, dass Teva jetzt mit dem Generikum in den USA angreifen darf, liegt schon einige Jahre zurück. Eigentlich sollte Pfizers Patentschutz für Viagra erst im April 2020 ablaufen. Der US-Konzern schloss aber Ende 2013 einen Vergleich mit Teva, der vorsieht, dass der Mitbewerber seine Billigversion der Potenzpille über zwei Jahre früher auf den Markt bringen darf. 2015 einigte sich Pfizer auch mit dem Konkurrenten Mylan auf einen solchen Deal. Nach dem Wegfall des Patentschutzes will Pfizer aus der Not eine Tugend machen. Man werde Viagra weiterhin als Markenartikel anbieten, über die Tochter Greenstone jedoch selbst eine generische Variante herausbringen, sagte ein Sprecher des Pharmariesen. Unter dem Strich war die Entdeckung von Viagra für Pfizer ohnehin so etwas wie der größte anzunehmende Glücksgriff.

Seitdem die blaue Pille herauskam, hat sie ihrem Hersteller alleine in den USA mehr als 17 Mrd. Dollar an Erlösen in die Kasse gespült. (APA/dpa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2017)

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