Gleich mehrere Branchen traten 2017 wie aus dem Nichts ins Rampenlicht. Dort werden sie wohl bis auf Weiteres bleiben.
Kein Wunder, dass sich diejenigen, die heute über 35 sind, an den Neuen Markt erinnert fühlen. Das damals neue Segment der Deutschen Börse sollte ja den Boom der New Economy abbilden. Von 1997 an vervielfachten sich die Aktien bis zum Jahr 2000, ehe sie in zweieinhalb Jahren um 95 Prozent abstürzten.
Heute sind Bitcoin und andere Kryptowährungen mit ihren noch atemberaubenderen Zuwächsen der Schlager. Wer angesichts eines fast 2000-prozentigen Kursgewinns warnt, gilt fast als Spielverderber. Allerdings werden nun, da am Montag auch der Handel an der weltgrößten Derivatebörse CME gestartet ist, auch die Forderungen der Zentralbanken nach Kontrolle lauter. Zu Recht, wie der Einbruch des Kurses am Freitag zeigte. Faktum trotz aller Undurchsichtigkeit ist: Kryptowährungen sind im Licht der Aufmerksamkeit angekommen und werden 2018 dort verharren.
Aber nicht nur sie sind aus dem Dunkel getreten. Auch die Blockchain-Technologie als solche kam ans Licht und hat die Anleger verrückt gemacht. Zwischen 15. und 18. Dezember hat die Aktie der US-amerikanischen Fintech-Firma Longfin um 2500 Prozent von 5,39 auf 142 Dollar zugelegt, ehe sie am selben Tag auf 72 Dollar fiel. Der Grund war die Nachricht, dass Longfin die Firma Ziddu.com übernimmt, die Kleinkredite auf Blockchain-Basis anbietet. Von den beiden verdient überhaupt nur Longfin Geld, und das nicht viel. Blockchain-Aktien jedenfalls kursieren einige, wobei manche Firmen nur mit dem Namen spielen und damit Kursraketen zünden. Einige schleudert es während der laufenden Welle nun hoch. Wie sich die Spreu vom Weizen trennt, wird frühestens 2018 klar werden.
Insgesamt erinnert der Hype an die Anfänge der E-Mobilität, als der US-Autobauer Tesla seine PR-Maschinerie startete, ohne bis heute viel zu produzieren. Die E-Auto-Branche als Ganzes aber hat 2017 ihre erste fundamentale Neubewertung erfahren - sichtbar an den chinesischen Herstellern BYD oder Geely, dessen Aktie sich heuer verdreifacht hat. Und dass ein neues Zeitalter beim Autobau beginnt, zeigen die Aktien der Lithiumfirmen. Das Element ist für Akkumulatoren nötig, aber karg. Mit welchen Kursausschlägen Exploration und Produktion einhergehen, zeigt sich an Aktien wie Orocobre, Millennial Lithium oder First Cobalt (Kobalt braucht man auch). Mit massiven Kurssprüngen wurden sie heuer neu bewertet. Eine heiße Anlegermaterie mit teils wilden Rückschlägen. Aber der Prozess geht 2018 auch hier weiter.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2017)