US-Behörden nehmen Bitcoin-Börse Bitfinex ins Visier

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Die Börse Bitfinex steht seit langem im Verdacht, den Kurs von Bitcoin nach oben manipuliert zu haben. Die Kryptomärkte korrigieren scharf.

Wie am Dienstag Abend bekannt wurde, haben US-amerikanische Regulierungsbehörden Bitfinex, eine der weltgrößten Bitcoin-Börsen, ins Visier genommen. Die Kryptomärkte reagierten mit einem scharfen Abverkauf auf die Meldung. Der Wert eines Bitcoin fiel um mehr als 12 Prozent und wurde unter 10.000 Dollar gedrückt. Bloomberg zufolge wurden bereits im Dezember Vorladungen der U.S. Commodity Futures Trading Commission (CFTC) an Bitfinex und die damit verbundene Firma Tether geschickt. Beide Firmen haben laut Bloomberg denselben Geschäftsführer.

Über die Gründe der Vorladungen wurde offiziell geschwiegen. Bitfinex und Tether ließen lediglich verlautbaren, dass man die Zusammenarbeit mit den Behörden gewohnt sei und dazu nichts weiteres sagen wolle. Es ist aber längst bekannt, dass Bitfinex und Tether ein Riesenproblem für den gesamten Markt darstellen könnten. Dafür gibt es zwei Gründe, über die die "Presse" bereits im November ausführlich berichtet hat.

Vorwurf der Marktmanipulation

"Tether" steht im Kryptosektor für eine angeblich an den US-Dollar gebundene Kryptowährung, die vor allem von US-Spekulanten genutzt wird, um Steuern zu sparen. Denn Trades zwischen Kryptowährungen sind steuerfrei und Trades zwischen Krypto- und "offiziellen" Währungen nicht. Am Dienstag Abend waren Tether im Gegenwert von etwa 2,5 Mrd. Dollar im Umlauf. Weder Bitfinex noch Tether konnten je beweisen, dass die ausgegebenen Krypto-Münzen tatsächlich durch echte Dollars gedeckt sind. Erst kürzlich hatte man sich von jener Firma getrennt, die eigentlich ein Audit der Bilanzen durchführen und die Zweifel beseitigen sollte.

Aber damit nicht genug. Ein besonders hartnäckiger Blogger, der auf Twitter das Pseudonym "Bitfinexed" führt, behauptet seit Monaten, dass Bitfinex mit Hilfe von aus dem Nichts geschaffenen Dollars (in Form von Tether) den Bitcoin-Markt manipuliert. Und zwar nach oben. Seinen Berechnungen zufolge hat die Manipulation bei einem Wert von etwa 1000 Dollar begonnen. Seine Begründung: Die wahrscheinlich in Hongkong ansässige Börse habe den Zugang zum US-Bankensystem verloren und damit keine verlässliche Quelle für US-Dollars mehr gehabt. "Bitfinexed" behauptet, Tether sei dazu verwendet worden, die Solvenz der Börse aufrecht zu erhalten.

Gefahr einer echten Panik

Die letzten Zahlen hatte der ehemalige Auditor Friedman LLP Mitte September veröffentlicht. Damals habe Tether laut Friedman 443 Millonen Dollar und 1590 Euro auf Konten gelagert gehabt. Die im Umlauf befindlichen Tether-Münzen waren damals rund 420 Millionen Dollar wert. In den Folgemonaten sollte der Bitcoin-Preis auf fast 20.000 Dollar steigen und die Menge an Tether sich vervielfachen.

Welche Auswirkungen die Ermittlungen der CFTC in Sachen Bitfinex und Tether langfristig haben werden, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt unmöglich sagen. Die 2,5 Mrd. Tether im Umlauf stellen zwar nur einen kleinen Teil der rund 500 Mrd. im Kryptosektor dar. Aber wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten sollten und Bitfinex tatsächlich den Markt nach oben manipuliert hat um das eigene Überleben zu sichern, könnte es zu einer echten Panik am Markt kommen. Andererseits haben die US-Behörden bisher nicht einmal offiziell gesagt, worum es bei den Vorladungen geht. Bisher gibt es nur Gerüchte. Einige Marktbeobachter vermuten sogar, dass die Nachricht von den Vorladungen für Bitfinex gezielt gestreut wurde, um den Preis von Bitcoin kurz vor dem Auslaufen der aktuellen Periode für Futures-Kontrakte an den US-Börsen zu drücken. In jedem Fall gilt die Unschuldsvermutung.

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