Ein doch nicht so "historischer" Absturz

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US-STOCKS-MARKETS-CLOSEAPA/AFP/BRYAN R. SMITH
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Die Wall Street erlitt am Montag den höchsten Punkteverlust ihrer Geschichte. Aber die Vergleiche mit anderen schwarzen Tagen hinken stark - zum Glück.

Das klingt gar nicht gut: Der Dow Jones Index hat am Montag so viele Punkte verloren wie noch nie an einem einzigen Handelstag. Aber bei dieser Panik schürenden Meldung wird eines leicht übersehen: Das Volumen des US-Aktienbarometers wächst langfristig. Es geht heute von einem viel höheren Punktestand aus als an früheren schwarzen Tagen. Betrachtet man die wirklich relevante Prozent-Entwicklung, sieht der Einbruch gleich weniger dramatisch aus: Minus 4,6 Prozent erscheinen verkraftbar - am "Black Monday" von 1987 brach der Dow um fast 23 Prozent ein, am ebenfalls schwarz gefärbten Montag von 1929 waren es 13 Prozent.

Auch ein Blick auf den Chart relativiert die Aufregung: Die Wall Street hat die Gewinne der letzten beiden Monate auf einen Schlag verloren, ja. Aber Anfang Dezember war der Index auch schon auf einem "historisch" hohen Stand.

Marktbeobachter hatten bereits in den letzten Tagen und Wochen eine scharfe Korrektur von rund zehn Prozent erwartet. Eine solche gab es das letzte Mal im August 2011, als die Ratingagentur S&P ankündigte, den USA wegen einer Haushaltsrkrise die Bestnote als hoch vertrauenswürdiger Schuldner zu entziehen. Die Börsen verkrafteten diesen Schlag damals ohne dauerhafte Blessuren.

Sehr wohl bedenklich ist aber die nervöse Stimmung, angeheizt durch die von Algorithmen gesteuerten Verkauforders. Auch die Bewertungen der US-Aktien sind tatsächlich auf einem historischen Niveau. Eine beliebte Kennzahl - das Shiller Kurs-Gewinn-Verhätnis - wich in den letzten 100 Jahren erst zweimal so stark vom Durchschnitt ab wie aktuell: Zu Zeiten der Docom-Blase und vor dem Börsenkrach, der 1929 die Weltwirtschaftskrise auslöste.

(Red.)

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