Bietet der Rentenmarkt jetzt Zuflucht?

Der Kursrutsch an der New Yorker Börse ließ Anleger nach Alternativen suchen.
Der Kursrutsch an der New Yorker Börse ließ Anleger nach Alternativen suchen.(c) REUTERS (BRENDAN MCDERMID)
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Ein sicherer Hafen sind die Anleihenmärkte längst nicht mehr. Doch mit ausgewählten Rentenfonds kann man die aktuellen Turbulenzen durchtauchen.

Wien. Der kräftige Rücksetzer auf den Aktienmärkten hat wieder einmal gezeigt, wie rasch sich Panik unter Anlegern breitmachen kann. Der Rentenmarkt bietet derzeit aber kaum noch eine sichere Alternative. Vor allem in Europa stehen Anleiheinvestoren vor einem Dilemma: Bei sehr kurz laufenden Anleihen ist die Verzinsung negativ. Und Renten mit einer langen Laufzeit verzeichnen – schon seit gut einem Jahr – stetige Kursverluste.

Dabei hat die ungünstige Wertentwicklung einen handfesten Grund: Immer mehr Anleger rechnen mit einer Rückkehr der Inflation und damit einhergehend auch mit Zinsanhebungen. Genau deshalb trennen sich immer mehr Anleger schon jetzt von lang laufenden Anleihen, bei denen sie sonst mit sehr niedrigen Zinskupons auf viele Jahre abgespeist würden. Bislang hat die EZB zwar noch keine Schritte gesetzt, betont Harald Besser, Portfolioleiter bei der Kathrein Privatbank. Dennoch gehe die aktuelle Zinsmeinung davon aus, dass es im Euroraum von Anfang bis Mitte 2019 zu Anhebungen kommt.

Wenigstens kleine Verzinsung

Bleibt also die Frage, wo Anleger ihr Geld parken können, etwa um die Zinswende abzuwarten. Hier kommen zum Beispiel Anleihefonds ins Spiel, bei denen die Manager geschickt auf Renten mit kürzeren Laufzeiten setzen. Damit lukriert man zumindest eine kleine Verzinsung, und die Kursschwankungen halten sich bei Anleihen mit kürzeren Laufzeiten meist in Grenzen.

Dabei waren vor allem die vergangenen zwölf Monate eine herausfordernde Zeit für Anleiheinvestoren. Die nebenstehende Tabelle listet deshalb jene drei Top-Portfolios auf, die sich in diesem Zeitraum besonders gut bewährt haben – wobei die Vergangenheit freilich kein Garant für die künftige Entwicklung ist. Gereiht wurden sie vom Datenanbieter Morningstar, und zwar innerhalb der Kategorie „Diversifizierte Euroanleihen mit kurzer Laufzeit“.

Auf den ersten Platz schafft es der Allianz Invest Eurorent. Mehr als 70 Prozent des Vermögens investiert Fondsmanager Anton Kuzmanoski in Unternehmensanleihen: Hier gebe es einen attraktiven Mehrwert gegenüber Staatsanleihen. Zu Jahresbeginn wurden Gewinne aber teilweise realisiert und das Geld in konservativere Unternehmensanleihen veranlagt. „Und bei den Staatsanleihen ist der Fonds aufgrund des positiven Wirtschaftsausblicks in den europäischen Peripherieländern investiert“, fügt Kumanoski hinzu.

Bankanleihen im Fokus

Etwas wählerischer geht Antonio Serpico vor, der Fondsmanager des Parvest Enhanced Cash 6 Months Classic der BNP Paribas AM. Italienische Staatsanleihen vermeidet Serpico gänzlich, zumindest vor den Wahlen. Zu groß sei die Gefahr gröberer Kursschwankungen. Bei deutschen Staatsanleihen setzt der BNP-Paribas-Experte auf weiter sinkende Kurse. Gefallen findet Serpico hingegen an europäischen Bankanleihen. Dieser Sektor macht den größten Anteil im Fonds aus. „Deren Fundamentaldaten sind solide, notleidende Kredite wurden abgebaut. Zudem verdient man mit diesen Anleihen derzeit mehr als mit anderen Unternehmensanleihen“, konstatiert er. Weil europäische Bankanleihen nicht Teil des Anleihekaufprogramms der EZB sind, wurden ihre Kurse nicht gar so sehr nach oben getrieben, weshalb sie etwas günstiger zu haben sind. Weiters veranlagt Serpico fast ein Viertel des Fondsvermögens in variabel verzinste Anleihen. Das Besondere daran: Hier passen sich die Kupons kurzfristigen Zinsänderungen rasch an.

Ähnlich der Ansatz im Ampega Reserve Rentenfonds: Dort hat Fondsmanager Christophe Frisch gut 45 Prozent des Fondsvolumens in vorrangige Bankanleihen investiert, etwa von der Credit Suisse oder der Nord LB. Regional entfällt die größte Gewichtung auf Deutschland. Auch bei diesen Fondsprodukten sollten Anleger allerdings Kursschwankungen in Kauf nehmen können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2018)

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