Der Kurs von Healthineers stieg nach dem Börsegang am Freitag deutlich an. Siemens nimmt 4,2 Mrd. Euro ein. Den Großteil der Tochter behält der Technologiekonzern aber selbst.
Frankfurt. Die Aktien der Medizintechnik-Tochter von Siemens sind mit kräftigen Kursgewinnen in ihren ersten Börsentag gestartet. Der erste Kurs für die Papiere von Healthineers wurde am Freitag mit 29,10 Euro festgestellt, vier Prozent über dem Ausgabepreis von 28 Euro. Danach zogen die Aktien weiter bis auf 29,9 Euro an.
Das Börsendebüt hatte sich um mehr als eine halbe Stunde verzögert, weil es im Xetra-Handel technische Probleme gab. Mit einem Erlös von 4,2 Mrd. Euro ist Healthineers die viertgrößte Neuemission in Deutschland seit dem Jahr 2000. Mehr hatten nur die Deutsche Post, die ehemalige Siemens-Tochter Infineon und zuletzt im Oktober 2016 die RWE-Abspaltung Innogy eingenommen.
15 Prozent Streubesitz
Die Healthineers-Aktien waren knapp unterhalb der Mitte der Zeichnungsspanne zugeteilt worden, die bis 31 Euro reichte. Die Siemens-Tochter wird zum Ausgabepreis mit 28 Mrd. Euro bewertet. 15 Prozent der Aktien sind nun im Streubesitz, die Mehrheit will Siemens auch langfristig behalten. Der Münchner Industriekonzern selbst ist an der Börse 91 Mrd. Euro wert. Seine Anteilsscheine kletterten am Freitag leicht nach oben. Die Emission sei mehrfach überzeichnet gewesen, sagte ein Healthineers-Sprecher. Die Nachfrage aus Deutschland sei höher als üblich gewesen. Investmentbanker sagten, Privatanleger hätten stärker gezeichnet als sonst. An sie seien fast zehn Prozent der Papiere gegangen. Zuletzt gingen bei Neuemissionen in Deutschland nur wenige Prozent an Private.
Als wunden Punkt von Healthineers sahen viele potenzielle Investoren im Vorfeld die Labortechnik-Sparte, in der Siemens hinter dem Weltmarktführer Roche herhinkt. „Investoren haben vor allem wegen der Unsicherheit um die neue Labordiagnostik-Plattform Atellica Zugeständnisse verlangt“, sagte Portfoliomanager Sebastien Buch von der Fondsgesellschaft Union Investments. Auf dem Papier sehe das Produkt zwar gut aus. Aber Atellica müsse das erst auf dem Markt beweisen. „Die fünf Vorgängerplattformen haben in den letzten Jahren kontinuierlich Marktanteile verloren.“ Bei Magnetresonanztomografen (MRT), Röntgen- und Ultraschallgeräten ist Healthineers die Nummer eins auf dem Weltmarkt.
Siemens Healthineers dürfte voraussichtlich im Juni in den Nebenwerteindex MDax einziehen. Index-Expertin Silke Schlünsen von Oddo Seydler hatte am Donnerstag gemeint, Healthineers habe gute Chancen, im Juni über die „Fast-Entry“-Regel in die zweite Liga der Frankfurter Börse aufzusteigen. Der Streubesitz von rund 4,2 Milliarden Euro zum Ausgabepreis reiche locker aus, um ein MDax-Mitglied zu verdrängen.
Der Traum von einer Zehn-Milliarden-Emission erfüllte sich für Siemens nicht. Doch der Erlös ist für den Konzern ohnehin zweitrangig. Primär ging es Siemens darum, dass Healthineers das Wachstum künftig selbst finanzieren und damit eine aktive Rolle in der Konsolidierung der Branche spielen kann. Dazu sollen die Aktien als Akquisitionswährung zum Kauf von Unternehmen eingesetzt werden. Kurzfristig sind größere Zukäufe aber noch kein Thema.
Manuel Neuers Daten
Zwischen den Händlertischen hatte Siemens Healthineers das Magnetom aufgebaut, das Aushängeschild unter den Magnetresonanztomografen aus der eigenen Produktion. Auf dem Display erschienen die Daten des verletzten Nationaltorhüters Manuel Neuer, der als Ehrengast zu der Börsenpremiere aufs Parkett gekommen war. Siemens Healthineers ist offizieller Medizintechnik-Partner des FC Bayern München. (Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2018)
