„Frontier Markets“ im Aufwind

Unter der Präsidentschaft von Mauricio Macri setzt Argentinien Wirtschaftsreformen um – das lockt Investoren an.
Unter der Präsidentschaft von Mauricio Macri setzt Argentinien Wirtschaftsreformen um – das lockt Investoren an. (c) APA/AFP/JUAN MABROMATA (JUAN MABROMATA)
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Die zielstrebige Aufholjagd zahlreicher Grenzmärkte dauert an und macht sich auch an den Börsen bemerkbar. Vor allem Argentinien sorgt für Schlagzeilen.

Wien. Auf den ersten Blick mag es ein wenig verwundern, dass diese Länder alle in einen Topf geworfen werden. Denn das Universum der sogenannten Frontier Markets – oder Grenzmärkte – erfasst Regionen rund um den Globus. Lateinamerika zählt dazu, in Asien etwa Pakistan, aber auch einige EU-Mitgliedsländer wie Rumänien und Slowenien werden nach wie vor in diese Gruppe eingereiht.

Bei näherem Hinsehen zeigen sich tatsächlich Gemeinsamkeiten: Das Pro-Kopf-Einkommen ist oft sehr niedrig, das Wirtschaftswachstum dafür sehr hoch. Zudem sind die Börsen vor allem für internationale Investoren nicht immer leicht zugänglich, erklärt Claus Born, Institutional Portfoliomanager bei Franklin Templeton Emerging Markets Equity. Die Kapitalmärkte dieser Länder sind oft sehr klein, die Unternehmenslandschaft noch wenig ausgeprägt.

Manchmal muss sich ein Land auch einfach von einer Krise erholen. Gemeint ist Argentinien: Dieses Land wurde 2009 vom US-Indexanbieter MSCI in den MSCI Frontier Markets Index umgereiht, erinnert sich Born zurück. Grund waren die damaligen Kapitalverkehrskontrollen.

Hundertjährige Staatsanleihe

Doch in den vergangenen zwei Jahren ist viel geschehen. Seit Mauricio Macri das Land als Präsident leitet, werden Wirtschaftsreformen rigoros umgesetzt, betont Born. Und das lockt Investoren wieder an. Vor wenigen Monaten konnte eine hundertjährige Staatsanleihe platziert werden, auch der Aktienmarkt legte kräftig zu. Im Templeton Frontier Markets Fund (siehe Tabelle) wird man dort durchaus fündig, das Land hat die zweitgrößte Gewichtung im Portfolio.

Umgesetzt wird die Ländergewichtung etwa mit dem Ölkonzern YPF oder Telecom Argentina, dem größten Mobilfunker. Die größte regionale Gewichtung entfällt allerdings auf Vietnam, wo etwa der Pharmasektor mit Aktien wie DHG Pharmaceutical Chancen bietet. Auch der Bankensektor lockt. In diesem Bereich gebe es allerdings grundsätzlich großes Aufholpotenzial in den Frontier Markets, sagt Born. „Manchmal wird sogar der Ausbau von Filialen einfach übersprungen. Stattdessen wird gleich ein Zahlungssystem mittels Handy aufgebaut, wie etwa in Kenia.“

Ein Blick auf die anderen Fonds zeigt im Übrigen auch, wie unterschiedlich die Länder schon allein aufgrund der Titelselektion in den Portfolios gewichtet werden. Der Tabellenbeste, der Schroders-Fonds, hat Argentinien sogar am stärksten gewichtet, gefolgt von Kuwait und Ägypten.

Aufsteiger Kasachstan

Trotz der vergleichsweise geringen Gewichtung hätten jedoch auch die Aktien aus Kasachstan die Wertentwicklung des Fonds kräftig beflügelt, erklärt Ko-Fondsmanager Tom Wilson. Auch hier ist der Finanzsektor besonders hoch gewichtet, etwa mit der georgischen TBC Bank Group oder der Zenit Bank aus Nigeria. Einen weiteren Schwerpunkt setzt Wilson auf den Immobiliensektor, auch der Telekomsektor ist im Fonds stark vertreten.

Im HSBC-Fonds nehmen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) die größte regionale Gewichtung ein. Dort schlummern im Übrigen auch die weltweit siebtgrößten Ölvorkommen. Zudem wird der Dienstleistungssektor zunehmend ausgebaut. Zu den größten Fondspositionen zählen der Logistikkonzern Agility aus Kuwait, die argentinische Banco Macro sowie DP World, ein großer Hafenbetreiber mit Sitz in Dubai.

Der Aufholprozess wird in den Grenzmärkten jedenfalls nicht so rasch zu Ende gehen. Die Bevölkerung in den Regionen ist jung, der Aufholbedarf groß. Das geht an den Börsen nicht spurlos vorbei. „Obendrein sind in den Frontier Markets ausländische Investoren wenig investiert“, sagt Born. Das hat einen Vorteil: Ziehen sie ihr Kapital aufgrund von Krisen ab, dürfte das wohl weniger Schwankungen auslösen als anderswo. Größere Kursverluste können trotzdem nicht ausgeschlossen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2018)

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