Berichtssaison hält Anleger in Atem

Gegen Facebook gibt es Proteste, der Aktie ging es am Donnerstag aber gut.
Gegen Facebook gibt es Proteste, der Aktie ging es am Donnerstag aber gut. (c) REUTERS (Aaron Bernstein)
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Unterm Strich bewegten sich die Indizes am Donnerstag kaum. Im Detail sorgten die Quartalsergebnisse für heftige Bewegungen: Während Facebook oder PayPal nach oben ausbrachen, riss es Nokia oder die Lufthansa nach unten.

Wien/Frankfurt/New York. Datenskandal hin, Proteste her: Die jüngsten Quartalszahlen von Facebook gefielen den Anlegern so gut, dass die Aktie am Donnerstag vorbörslich zeitweise sieben Prozent im Plus lag: Der fast ausschließlich mit Werbung erwirtschaftete Umsatz stieg im Jahresvergleich um 49 Prozent auf 11,97 Mrd. Dollar (9,80 Mrd. Euro), der Gewinn um 64 Prozent auf 4,99 Mrd. Dollar. Auch die Zahl der monatlich aktiven Nutzer erhöhte sich im ersten Quartal von 2,13 auf 2,2 Milliarden. Allerdings war die Kontroverse um die Weitergabe von Nutzerdaten an die Firma Cambridge Analytica erst wenige Tage vor dem Ende des Quartals im März entbrannt, mögliche Auswirkungen könnten sich erst im zweiten Quartal zeigen.

Während sich die Börsen am Donnerstag freundlich, aber unauffällig präsentierten, gab es starke Ausreißer nach oben wie nach unten. So legte die Visa-Aktie dank der guten Kauflaune der Kreditkartenbesitzer zu: Im Geschäftsquartal bis Ende März wurde der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreswert auf 2,6 Mrd. Dollar mehr als versechsfacht, zudem erhöhte das Unternehmen seine Prognose. Gut kamen bei den Anlegern die Zahlen des Bezahldienstes PayPalan: Im ersten Quartal kletterte der Gewinn verglichen mit dem Vorjahreswert um ein Drittel auf 511 Mio. Dollar, wie die ehemalige eBay-Tochter mitteilte. Die Erlöse legten um 24 Prozent auf 3,7 Mrd. Dollar zu. Die insgesamt von PayPal abgewickelten Zahlungen stiegen im Jahresvergleich um knapp 32 Prozent auf gut 132 Milliarden Dollar.

Unter Druck geriet hingegen das Papier des Onlinehändlers eBay, der die Konkurrenz von Amazon und Alibaba zu spüren bekommt. Das Unternehmen rechnet für das laufende Quartal mit Erlösen zwischen 2,64 und 2,68 Mrd. Dollar und damit weniger als erwartet. Im abgelaufenen Quartal steigerte eBay den Umsatz im Jahresabstand von 2,3 auf 2,58 Mrd. Dollar. Der Gewinn fiel (auch aus steuerlichen Gründen) von 1,04 Mrd. auf 407 Mio. Dollar.

Die Volkswagen-Aktie war trotz Abgasskandal und Gewinnrückgang eine der stärksten im DAX: Hohe Kosten für Modellanläufe und mehrere Sondereffekte haben den Betriebsgewinn im ersten Quartal zwar um vier Prozent auf 4,2 Mrd. Euro schrumpfen lassen, der Umsatz legte wegen der Rekordauslieferungen im ersten Quartal um 3,6 Prozent auf gut 58 Mrd. Euro zu. Auch die General-Motors-Aktie lag am Nachmittag leicht im Plus, obwohl der Gewinn wegen des Modellwechsels bei Pick-up-Lastwagen mit hoher Marge um fast 60 Prozent auf 1,1 Mrd. Dollar absackte. Fiat Chrysler legte nach einem Betriebsgewinnplus von fünf Prozent auf 1,61 Mrd. Euro ebenfalls zu.

Der Ölpreisanstieg hat den Ölkonzernen Shell und Total im ersten Quartal Gewinnanstiege verschafft, während Total zulegte, gab Shell jedoch leicht nach.

Nokia musste kräftig Federn lassen: Der Betriebsgewinn (Ebit) brach im ersten Quartal um 30 Prozent auf 239 Mio. Euro ein, der Umsatz um neun Prozent auf 4,93 Mrd. Dollar. Grund ist die Investitionszurückhaltung der Telekomausrüster.

Auf der Verliererseite fand sich auch die Deutsche Bank: Nachdem der Gewinn im ersten Quartal um 80 Prozent auf 120 Mio. Euro eingebrochen ist, will das Geldhaus nun seine Investmentbanking-Sparte zusammenstutzen. Zu den großen DAX-Verlierern zählte neben der Lufthansa (siehe Seite 22) auch der Kunststoffkonzern Covestro, obwohl das Unternehmen mit einem Umsatz- und Gewinnwachstum aufwarten konnte: Im ersten Quartal verdiente Covestro unterm Strich 644 Mio. Euro, ein Zuwachs von 37 Prozent. Der Umsatz kletterte um mehr als fünf Prozent auf 3,8 Mrd. Euro.

Der Überschuss von Samsungstieg im ersten Quartal um 52 Prozent auf 11,7 Billionen Won (8,9 Mrd. Euro), wie der südkoreanische Technologieriese am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz kletterte um 20 Prozent auf knapp 60,6 Billionen Won. Samsung Electronics ist Marktführer bei Speicherchips, Smartphones und Fernsehern. Den Anlegern gefielen die Zahlen, die Aktie des Apple-Konkurrenten legte deutlich zu.

Im Wiener Prime Market stieg die Aktie des Hotelentwicklers Warimpex: Der auf Osteuropa spezialisierte Hotel- und Büroimmobilienentwickler erzielte 2017 nach endgültigen Zahlen sein bisher bestes Geschäftsjahr seit dem Börsengang 2007. Der Gewinn stieg im Vorjahr um 77 Prozent auf 40,5 Mio. Euro. Die Aktionäre sollen eine Dividende von sechs Cent je Aktie erhalten.

Die Porr-Aktie gab hingegen nach: Der Baukonzern hat im Vorjahr infolge der massiven Expansion in Deutschland Gewinneinbußen erlitten. Der Konzernüberschuss sank um fünf Prozent auf 64 Mio. Euro. Die Produktionsleistung legte jedoch um 21 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro zu, auch der Auftragsbestand erreichte ein Rekordhoch (siehe Seite 21). (b. l./ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2018)

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