Geldpolitik: US-Zinsen werden erneut erhöht

Fed-Chef Jerome Powell.
Fed-Chef Jerome Powell.(c) REUTERS (Aaron Bernstein)
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Der Leitzins dürfte auf die Spanne von 1,75 bis zwei Prozent steigen.

New York. In den USA stehen die Zeichen auf Zinserhöhung. Am Mittwoch wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) aller Voraussicht nach zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen anheben, und zwar um einen Viertelprozentpunkt auf eine Spanne von 1,75 bis zwei Prozent.

„Der starke Arbeitsmarktbericht für Juni dürfte die Zweifel der bis dato noch unschlüssigen Fed-Führungsmitglieder ausgeräumt haben“, sagt Ökonom Mark Holman vom Vermögensverwalter Vontobel Asset Management. Mit höheren Zinsen dürften die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell versuchen, eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern, die durch die radikale Steuerreform von Präsident Donald Trump möglich wird. Die Arbeitslosenquote war zuletzt auf 3,8 Prozent gefallen – das niedrigste Niveau seit 18 Jahren. Zudem ziehen die Preise im Zuge des anhaltenden Aufschwungs stärker an und nähern sich der von der Fed angestrebten Marke einer Jahresteuerung von zwei Prozent.

Infolge der Finanzkrise hatten sowohl die Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen gesenkt, um der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen. Während die Fed von 2008 bis 2016 eine konsequente Nullzinspolitik fuhr (die Zinsen lagen in diesem Zeitraum in der Spanne zwischen null und 0,25 Prozent), versuchte sich die EZB 2011 sogar in einem Zinserhöhungskurs, von dem sie bald wieder abging. Erst 2016 reduzierte sie den Leitzins auf null. Kritiker fürchten, dass die EZB im Fall einer abermaligen Konjunkturflaute ihr Pulver bereits verschossen haben könnte. Die Fed könnte dann wieder mit Zinssenkungen reagieren.

Vorerst rechnen Marktteilnehmer mit insgesamt drei bis vier US-Zinserhöhungen in diesem Jahr. Die Aufgabe von Fed-Chef Powell kommt laut Volkswirt Tilmann Galler vom Vermögensverwalter JP Morgan Asset Management einem Balanceakt gleich: „Er hat die heikle Aufgabe, die geldpolitische Unterstützung der Wirtschaft zu reduzieren, ohne die Konjunktur zum Absturz zu bringen. Gleichzeitig muss er ein Zinsniveau finden, das die Inflationsrisiken im Zaum hält.“ (Reuters/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2018)

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