Was die kleinen Kaiser besser können

Der israelische Hersteller Sodastream konnte an der Börse zuletzt konstant zulegen.
Der israelische Hersteller Sodastream konnte an der Börse zuletzt konstant zulegen.(c) REUTERS (Ammar Awad)
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Small Caps. Der US-Handelskonflikt hat zuletzt die Kurse einiger Großkonzerne gehörig belastet. Umso mehr lohnt sich der Blick auf kleine Firmen, die erfolgreich in Nischen tätig sind.

Wien. Der Schlagabtausch über ständig neue Strafzölle sorgt in der Wirtschaft für Spannung – und hinterlässt Spuren an den weltweiten Börsen. Zahlreiche Großkonzerne geraten in das Kreuzfeuer eines anschwellenden Handelskonflikts. So sackte im April, als China mit einer Liste von Gegenmaßnahmen auf Trumps angekündigte Strafzölle reagierte, der Kurs der Boeing-Aktie zumindest in einer ersten Reaktion kräftig ab – denn China ist ein sehr wichtiger Markt für den US-Flugzeugbauer. Das ist nur ein Beispiel von vielen – und die Liste der multinationalen Konzerne, die in den Sog des Disputs geraten könnten, wird wohl noch weiter wachsen.

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Weshalb also nicht einen Blick auf die „kleinen Kaiser“ werfen, also auf kleine Firmen abseits des großen Rampenlichts? Gemeint sind Unternehmen, die eine geringe Marktkapitalisierung aufweisen (grob gesagt, ist das der aktuelle Aktienkurs mal Anzahl der Aktien). Viele haben sich in Nischen etabliert und können am Binnenmarkt erfolgreich Geld verdienen. Somit seien diese Unternehmen nur indirekt von internationalen Entwicklungen betroffen, sagt Roland Zauner, Fondsmanager des Kepler Small Cap Aktienfonds – um das jedoch gleich wieder zu relativieren: „Es gibt auch viele kleinere Unternehmen, die global sehr erfolgreich unterwegs sind.“ Solche Firmen können sich dann nicht so leicht von internationalen Turbulenzen abschotten.

Von Analysten unbeachtet

Umso mehr sollten Anleger breit gestreut investieren, etwa über Fonds. Wobei sich für Fondsmanager, die in diesem Bereich nach Chancen suchen, mitunter eine knifflige Aufgabe stellt. Analysten würden sich sich um die kleinen Unternehmen kaum kümmern, moniert Sébastien Lagarde, Fondsmanager des Mandarine Global Microcap Fund, der im Sommer 2016 aufgelegt wurde. „Man muss selbst intensiv nachforschen.“ Das kann sich allerdings durchaus lohnen: Auf diese Weise könne man auf Unternehmen stoßen, deren Potenzial bislang schlicht übersehen wurde, meint der Fondsmanager. Kleine Konzerne könnten zudem von unternehmensspezifischen Ereignissen besonders profitieren. Als Beispiel nennt Lagarde den Portfoliowert Serica Energy: Der britische Öl- und Gasförderer hatte dem Ölmulti BP einige Ölfelder günstig abgekauft, „noch bevor der Ölpreis kräftig anzog“. Als dieser dann zulegte, hatte sich der Aktienkurs mit einem Schlag verdoppelt.

Es kann aber auch in die andere Richtung gehen, wie bei der britischen Immupharma. „Die Aktie sackte ab, da sich optimistische Prognosen zu klinischen Studien nicht bewahrheitet hatten“, erzählt Lagarde.

Japanische Aktien „attraktiv“

Zu den größten Positionen in seinem Fonds zählen Sodastream International, der Ölkonzern W&T Offshore und die japanische Firma Ichikoh Industries, die Autozubehör herstellt. Insgesamt entfällt der größte Teil auf Nippons Unternehmen, gefolgt von US-amerikanischen Firmen.

Anders ist es im Kepler Small Cap Aktienfonds: Hier nimmt Kontinentaleuropa den ersten Platz ein, gefolgt von Japan. Aus dieser Region sind die zwei größten Positionen mit der Drogeriekette Matsumotokiyoshi und dem Lebensmittelproduzenten Ariake Japan. Japanische Aktien seien unter anderem deshalb attraktive Portfoliobestandteile, „weil der japanische Yen gut diversifiziert“, meint Fondsmanager Zauner.

Abseits eines Fondsinvestments gibt es die Möglichkeit, auf die Entwicklung der „kleinen Kaiser“ zu setzen, ohne dass Manager aktive Entscheidungen treffen. Möglich machen das spesengünstige, börsennotierte Indexfonds (ETFs oder Exchange Traded Funds). Dazu zählt etwa der SPDR MSCI World Small Cap UCITS ETF.

Anleger sollten bei all diesen Investments aber beachten, dass die Kurse von sehr kleinen Unternehmen oft besonders kräftig ausschlagen können. Und das sowohl nach oben als auch nach unten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2018)

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