Opec lässt wieder mehr Öl fließen

Saudiarabiens Ölminister, Khalid al-Falih, wird den Ölhahn aufdrehen.
Saudiarabiens Ölminister, Khalid al-Falih, wird den Ölhahn aufdrehen. (c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Die Mitglieder des Ölförderkartells und Russland haben sich auf eine Ausweitung der Produktion geeinigt. Damit soll ein Ausbrechen des Preises nach oben verhindert werden.

Wien. Schon im Mai war ruchbar geworden, dass die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und die mit ihr verbündeten Förderländer vor einem Strategieschwenk stehen könnten. Bereits damals machten sich Saudiarabien und das Nicht-Opec-Mitglied Russland für eine Ausweitung der Ölproduktion stark. Nun scheint der Schritt vollzogen: Das Ölförderkartell hat sich am Freitag in Wien grundsätzlich auf eine höhere Produktion geeinigt. Die Fördermenge soll ab Juli um eine Million Barrel pro Tag ausgeweitet werden. Auch andere führende Öl-Länder wie Russland folgen diesem Entschluss.

Erstmals seit rund eineinhalb Jahren kommt damit Bewegung in die Ölproduktion. In einem historischen Schritt hatten sich damals 24 Staaten (Opec+) dazu entschieden, die Ölförderung auf 32,5 Mio. Barrel am Tag zu drosseln. Grund war ein Preisverfall auf bis zu 27 Dollar, dem man nicht länger zusehen wollte. Denn der Preis riss Löcher in die Budgets vieler Staaten, die teils stark von den Einnahmen aus dem Ölexport abhängen.

Seit Jahresbeginn ist der Ölpreis nun jedoch deutlich gestiegen. Das hat mehrere Gründe. Einerseits läuft die globale Konjunktur auf Hochtouren, die Lagerbestände sinken. Andererseits hat die schwierige Situation in Venezuela zu starken Produktionsausfällen geführt. Zusätzlich verhängen die USA neue Sanktionen gegen den Iran. Beobachter erwarten, dass die Produktion des Landes bis zum Jahresende um ein Drittel zurückgehen könnte. Derzeit zählt das Regime in Teheran zum drittgrößten Ölexporteur der Opec – nach Saudiarabien und dem Irak.

Saudiarabien warnte daher schon vor einer Angebotsverknappung und einer Preisexplosion im zweiten Halbjahr: Man wolle mit einer Ausweitung der Fördermenge eine Situation, wie man sie in den Jahren 2007 und 2008 gesehen habe, verhindern. Damals kostete ein Fass über 140 Dollar.
Der Iran hatte sich bis zuletzt jedoch gegen eine Erhöhung der Produktionsmengen gewehrt, da er sich keinen Mehrwert davon versprach.

Wird Opec+ institutionalisiert?

Für Saudiarabien und Russland dürfte es denn auch nicht einfach gewesen sein, den Iran auf ihre Seite zu ziehen. Gelungen ist es jedoch. Es würde sich um das geopolitisch komplexeste Meeting handeln, das die Opec je abgehalten habe, sagte dazu Daniel Yergin, Analyst bei IHS Markit.

Die Commerzbank erwartet jedenfalls, dass der Ölpreis im Zuge der gestiegenen Fördermenge um bis zu einer Million Barrel auf rund 70 Dollar fallen dürfte. Am Freitag hat ein Fass der Nordseesorte Brent knapp 75 Dollar gekostet.

Dass man eine nicht noch höhere Fördermenge durchsetzen konnte, mag auch daran liegen, dass schon dieser Ausweitung nicht alle Länder nachkommen können. Dies hängt unter anderem mit ausgebliebenen Investitionen in der Vergangenheit zusammen, aber auch mit technischen Hürden einiger Staaten. Andere Staaten dürfen diese Lücke nicht füllen.

Saudiarabien und Russland stellen ein Fünftel des globalen Ölangebots. Sie waren nun auch federführend an dem neuen Deal beteiligt. Russland führt seit zwei Jahren die Gruppe der ölproduzierenden Nicht-Opec-Mitglieder an, die in Zusammenarbeit mit der Opec als Opec+ bezeichnet wird. Geht es nach Russland, dann sollte diese Runde künftig institutionalisiert werden. Den größeren Ölstaaten würde dort wohl mehr Gewicht eingeräumt. In der Opec hat nämlich jedes Mitglied nur eine Stimme – unabhängig davon, wie viel Öl es auf den Markt wirft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2018)

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