Die Börse ist ein Spiegel des Wandels

General Electric (GE) flog aus dem US-Index.
General Electric (GE) flog aus dem US-Index.APA/AFP/BRYAN R. SMITH
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Der Dow Jones verlor sein letztes Gründungsmitglied. In Deutschland werden die Aktienindizes total reformiert.

Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen, heißt es in einem lateinischen Sprichwort der Renaissancezeit. Gültigkeit hatte es schon vorher und hat es bis heute. Und wie im Leben so auch an der Börse.

Das anschaulichste Beispiel dafür lieferte vorige Woche der Dow Jones. Besser gesagt, der Industriekonzern General Electric (GE). Er nämlich flog aus dem US-Index und musste der Apothekenkette Walgreens weichen. Warum das so besonders ist? GE war im Index das letzte Gründungsmitglied des Dow Jones, der 1896 gestartet war. Der Rauswurf sei eine „Demütigung“, so die kanadische Bank RBC.

Dabei hat er sich abgezeichnet. Schließlich geht es mit dem Börsenkurs des Konzerns, der seit Jahrzehnten unter Rückschlägen keucht, seit Langem bergab. Und schließlich richtet sich die Zusammensetzung des Dow Jones nach der Entwicklung der Börsenkurse, was Investoren längst kritisieren, da Aktien mit hohem Kurs die Indexentwicklung überdurchschnittlich beeinflussen.

Wie dem auch sei. Das Ereignis rund um GE zeigt auch, dass die einst übermächtige Industrie in der US-Wirtschaft an Bedeutung verliert und sich an ihrer Stelle der Dienstleistungs-, Technologie- und Konsumsektor Bedeutung verschafft haben.

Die Zeiten ändern sich nun einmal permanent. Entsprechend beraten Index-Komitees weltweit in regelmäßigen Abständen über die Zusammensetzung der diversen Indizes. In Österreich etwa zieht der Baukonzern Porr am 26. Juni statt der Buwog in den ATX ein.

Auf Europas wichtigstem Aktienmarkt, dem deutschen, steht überhaupt eine grundlegende Reform der Aktienindizes ins Haus. Sie betrifft vor allem die Nebenwerte und soll Ende des Sommers abgeschlossen sein. Eine erste Ahnung davon, wie sie aussehen wird, lieferte der Börsentreiber diese Woche.

Teil der Reform ist, dass die bisherige Trennung von Technologie- und sonstigen Werten aufgegeben wird. Dies bedeutet, dass erstere nicht mehr über den TecDax in den Dax aufsteigen, sondern über SDax und MDax. Letzterer wird auf 60 Mitglieder erweitert und nimmt auch die bisherigen TecDax-Mitglieder Wirecard (Zahlungsabwickler) und Qiagen (BioTech) auf. Der auf 30 Werte geschrumpfte TecDax bekommt eine neue Rolle und umfasst die 30 größten börsennotierten Tech-Werte – gleichgültig, ob sie zusätzlich im Dax, MDax oder SDax geführt werden. Daher sind künftig auch die Deutsche Telekom und das Softwarehaus SAP dort vertreten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2018)

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