Türkische Lira bricht inmitten von Streit mit den USA massiv ein

FILE PHOTO: A money changer counts Turkish lira bills at an currency exchange office in central Istanbul, Turkey
FILE PHOTO: A money changer counts Turkish lira bills at an currency exchange office in central Istanbul, TurkeyREUTERS
  • Drucken

Die Lira befindet sich seit Monaten auf Talfahrt, am Montag ist sie erstmals auf über sechs Lira zum Euro gestiegen.

Die türkische Lira ist inmitten der Spannungen mit den USA massiv eingebrochen. Die Währung verlor am Montag 5,5 Prozent ihres Werts und notierte am Abend bei 5,39 zum Dollar und 6,21 zum Euro. Dienstagfrüh erholte sie sich leicht, stieg aber mittags erneut auf 5,33 zum Dollar und 6,19 zum Euro. Am Montag war die Lira, die seit Monaten auf Talfahrt ist, erstmals über sechs Lira zum Euro gestiegen.

Die Türkei liegt seit Monaten im Streit mit den USA um die Inhaftierung des US-Pastors Andrew Brunson. Nachdem US-Präsident Donald Trump vergangene Woche wegen der anhaltenden Strafverfolgung des evangelikalen Geistlichen unter Spionage- und Terrorvorwürfen Sanktionen gegen die türkischen Minister des Inneren und der Justiz verhängt hatte, reagierte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan am Wochenende in gleicher Weise.

Zwar gelten die Sanktionen als weitgehend symbolisch, doch fürchten Ökonomen eine weitere Verschärfung der Spannungen. Zusätzliche Sorgen bereitete die Ankündigung des US-Handelsbeauftragten, die Zulässigkeit von Bestimmungen zu überprüfen, die der Türkei die zollfreie Ausfuhr gewisser Produkte in die USA erlauben. Auch droht der halbstaatlichen türkischen Halkbank in den USA eine Strafe wegen Verstößen gegen die Iran-Sanktionen.

Bloomberg

Zentralbank konnte Talfahrt nicht stoppen

Die türkische Zentralbank teilte am Montag angesichts des Verfalls der Lira mit, sie habe ihre Bestimmungen für Devisenreserven privater Banken geändert und erlaube ihnen 2,2 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro) Liquidität. Die Entscheidung konnte die Talfahrt der Währung aber nicht stoppen, da sie die Unwilligkeit der Zentralbank unterstrich, die Zinsen anzuheben, um die Lira zu stabilisieren und die Inflation zu senken, die im Juli fast 16 Prozent erreichte.

Der Ökonom Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank wertete den Schritt als weiteren Beweis, dass die Zentralbank das übliche Instrument einer Leitzinsanhebung nicht einsetzen wolle. Erdogan ist ein erklärter Gegner hoher Zinsen und hat Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank geweckt. Der Ökonom Inan Demir von Nomura äußerte am Montag die Erwartung, dass die Leitzinsen bis auf Weiteres unverändert bleiben würden.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

NATO Alliance Summit in Brussels
Österreich

Trump droht Erdogan im Fall Brunson: "Wir setzen nach"

Die US-Regierung droht der Türkei im Ringen um die Freilassung des US-Pastors Andrew Brunson mit weiteren Sanktionen - und stellt klar: "Wir werden nichts für die Freilassung eines unschuldigen Mannes zahlen."
Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani (l.), mit dem türkischen Präsidenten, Recep Tayyip Erdoğan. Katar hilft der strauchelnden Türkei mit einer kräftigen Finanzspritze aus.
Außenpolitik

Erdoğan schmiedet Bund der Trump-Gegner

Der Kurs der Lira erholt sich leicht. Doch der Geldsegen aus Katar allein (15 Milliarden Dollar) kann die türkische Wirtschaft nicht retten.
Geld ist der dritte Faktor, der für Europa spricht.
Leitartikel

Im türkisch-amerikanischen Poker ist die EU die sichere Bank


Für Ankara ist es überlebenswichtig, dass der Waren- und Geldfluss von und nach Europa nicht versiegt. Die Balkan-Route wird daher dicht bleiben.
FILE PHOTO: Turkish Treasury and Finance Minister Albayrak speaks during a presentation to announce his economic policy in Istanbul
Österreich

Türkische Lira erholt sich nach Geldspritze von Katar

Der Dollar verbilligte sich gegenüber der türkischen Währung. Der türkische Finanzminister sagt den Banken Unterstützung zu. Die Inflation zu bremsen habe höchste Priorität.
Österreich

Währungskrise: Katar verspricht der Türkei Milliarden

Das arabische Land sagte mitten in der Lira-Krise dem türkischen Präsidenten Erdogan Direktinvestitionen im Volumen von 15 Milliarden Dollar zu.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.