Voest profitiert von Mexiko-Deal

Die Voest investiert in den boomenden Automarkt Mexiko.
Die Voest investiert in den boomenden Automarkt Mexiko.(c) REUTERS (LISI NIESNER)
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Der Industriegüterkonzern lukriert Vorteile aus dem neuen Pakt zwischen den USA und Mexiko und eröffnet dort zwei neue Werke für Autokomponenten.

Linz/Wien. Die Voestalpine macht nicht nur mehr aus Stahl, wie der Slogan des Hightechkonzerns lautet. Die Linzer sind auch gut, wenn es um vorausschauende Strategien geht. Eine dieser Maßnahmen hat sich jetzt als goldrichtig erwiesen: Angesichts der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle auf Stahlprodukte von 25 Prozent hat die Voest schon im Frühjahr begonnen, Teile der Produktion für die Autoindustrie nach Mexiko zu verlagern.

Am Mittwoch, nur einen Tag, nachdem das neue Handelsabkommen zwischen den USA und Mexiko als Nachfolge der Nafta paktiert worden ist, hat die Voest zudem zwei neue Werke in Mexiko offiziell eröffnet. „Vor allem die Nähe zu unseren Kunden sowie die beeindruckende Nachfrageentwicklung im Land waren entscheidend dafür, unsere Automotive-Aktivitäten in Mexiko deutlich auszuweiten“, sagt Voest-Boss Wolfgang Eder. Man beobachte die handelspolitischen Entwicklungen im gesamten Nafta-Raum (USA, Mexiko, Kanada) sehr genau und könne mit den neuen Standorten noch flexibler als bisher auf die jeweiligen Rahmenbedingungen reagieren.

Die drei Länder sind neben Asien für die Voest der wichtigste Auslandsmarkt. 1,3 Mrd. Euro setzt der Konzern allein in den USA um, mit steigender Tendenz. In den USA hat die Voest 48 Standorte, der größte ist die Direktreduktionsanlage in Corpus Christi, Texas. In Mexiko gibt es 13 Werke mit 560 Mitarbeitern, die im Geschäftsjahr 2017/18 274 Mio. Euro Umsatz machten. Neben der Autoindustrie, die mit 28 Prozent den größten Anteil ausmacht, beliefert die Voest aus Mexiko auch die Bahninfrastruktur, Maschinenbau, Energie-, Bau- und Konsumgüterindustrie.

Den Ausschlag für das Werk in Aguascalientes gab ein Großauftrag eines Premium-Autobauers im Wert von 600 Mio. Dollar. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde nun die Serienproduktion von Karosserie- und Strukturkomponenten begonnen. Bisher wurden 15 Mio. Euro investiert, noch einmal so viel soll wegen der hohen Nachfrage bis 2019 in den Kapazitätsausbau fließen.

Zölle überschaubar

Im rund 120 Kilometer nördlich gelegenen Zacatecas werden schon seit November 2017 Rohrkomponenten hergestellt, die etwa im Fahrzeugunterbau, in Lenksystemen und der Karosserie verwendet werden.

„Es zeigt sich, dass unser Schritt, die Produktion von den USA teilweise nach Mexiko zu verlagern, der richtige war“, sagte Eder zum neuen Handelsabkommen in einem Interview mit der Agentur Reuters. „Wenn jetzt alles, was von Mexiko in die USA geht, nicht mehr beaufschlagt wird, dann ist das ein positiver Effekt für uns.“

Einmal mehr betont der Konzern, dass von den Zöllen rund 400 Mio. des 1,3 Mrd. Euro schweren US-Geschäfts betroffen seien.

Gemäß dem neuen Pakt müssen künftig Teile eines Autos zu 75 Prozent aus einem der beiden Länder kommen, wenn das Fahrzeug ohne Zoll gehandelt werden soll. Bisher waren es 62,5 Prozent. Die Voest baut allein an sieben mexikanischen Standorten Karosserieteile für die großen deutschen Premium-Autobauer. Die profitieren auch vom neuen Abkommen, wenn sie in Mexiko produzierte Fahrzeuge in den USA verkaufen.

Mexiko gehört schon seit einigen Jahren mit einer Jahresproduktion von vier Millionen Stück zu den am schnellsten wachsenden Automobilmärkten der Welt.

Die Voest-Aktie, die seit Jahresbeginn – auch infolge des Handelsstreits – fast 21 Prozent an Wert eingebüßt hat, veränderte sich am Donnerstag nur wenig. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2018)

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