„Geschäftsmodelle sind solide“

Der Investment-Spezialist Peter Abbott sieht sich Universalbanken genau an.
Der Investment-Spezialist Peter Abbott sieht sich Universalbanken genau an.(c) Clemens Fabry
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Peter Abbott findet trotz der jüngsten Turbulenzen interessante Bankaktien in Europa. Dem steigenden Ölpreis traut der BNP-Paribas-Fondsmanager hingegen weniger.

Die Presse: Herr Abbott, ein Großteil des Parvest Equity Best Selection Europe entfällt auf Finanztitel, etwa auf Banco Santander. Allerdings überschatten zurzeit die Türkeikrise und Italiens Schuldendilemma den Sektor. Fühlen Sie sich mit der Position wohl?

Peter Abbott: Europas Finanzsektor verzeichnete heuer tatsächlich eine sehr maue Wertentwicklung im Vergleich zu anderen Sektoren. Das ist aber auch auf die sehr lange Tiefzinsphase zurückzuführen. Denn dann lukrieren Banken nur eine geringere Zinsspanne. Auch das Wachstum bei der Kreditvergabe ist noch immer relativ schwach.

Und trotzdem werden Sie in dem Sektor offenbar fündig. Worauf achten Sie bei Ihren Investments?

Wir schauen uns Universalbanken an, die sich auf dem jeweiligen Heimmarkt erfolgreich etabliert haben. Die Geschäftsmodelle sind solide aufgestellt und leben vom Tagesgeschäft, wie zum Beispiel den Kontotransaktionen und dem Kreditkartengeschäft. Auch die Konsolidierung schreitet voran, das stützt den Markt. Allein in Spanien ist im vergangenen Jahrzehnt die Zahl der Institute von rund 50 auf zehn Bankhäuser geschrumpft.

Die Fusionen dürften weitergehen. Zuletzt wurde über den Zusammenschluss zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank sowie der UniCredit und der Société Générale spekuliert. Könnte sich der sinkende Wettbewerb negativ auswirken?

Das moderne Bankgeschäft erfordert auch eine Menge moderne Einrichtungen. Ich denke etwa an eine zeitgemäße IT-Ausstattung zum Schutz gegen die wachsende Cyberkriminalität. Das kann sehr teuer werden, da federn Fusionen die Kosten aufgrund der Synergieeffekte ab. Zudem muss weniger Wettbewerb in der Bankenbranche nicht unbedingt zu einem schlechteren Service führen.

Der IT-Sektor spielt etwa mit der niederländischen ASML ebenfalls eine wichtige Rolle im Fonds. Worin liegt nach der langen Sektorhausse jetzt noch der Reiz, da zu investieren?

Hier steht die erfolgreiche Marktführerschaft im Fokus. Das Unternehmen ist der weltweit größte Anbieter von Lithografie-Systemen für die Halbleiterindustrie, wobei die Maschinen eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Mikrochips spielen. Sie werden immer kleiner, und da kann ASML gut mithalten. Das Unternehmen hat deshalb einen sehr großen Marktanteil sowie ein umfangreiches Budget für die Forschung und Entwicklung. Immerhin nehmen die Automatisierung und der Technologieeinsatz weltweit zu, beispielsweise bei den selbstfahrenden Autos oder der Vernetzung zahlreicher Geräte mit dem Internet, also dem sogenannten Internet der Dinge.

Weniger beeindruckt hat Sie offenbar der jüngste Anstieg beim Ölpreis. Energieaktien werden im Fonds nicht besonders hoch gewichtet. Weshalb?

Der Ölpreis unterliegt sehr großen Schwankungen. Damit ist das Geschäft sehr zyklisch und besonders schwer zu prognostizieren. Denn trotz der Preisschwankungen müssen Ölfirmen ihre Investitionen auf lange Sicht planen. Von dem Vorhaben bis zur Umsetzung eines Bohrvorhabens vergehen schließlich Jahre. Da kann sich der Ölpreis aber längst wieder verändert haben. Wir konzentrieren uns deshalb lieber auf Unternehmen, bei denen das Geschäftsmodell relativ gut vorhersehbar ist.

Wenn man sich die regionale Vermögensaufteilung ansieht, fällt auf, dass rund 35 Prozent des Fonds in Aktien britischer Unternehmen wie etwa Reckitt Benckiser oder Shire investiert sind. Macht Ihnen das aktuelle Brexit-Chaos denn keine Sorgen?

Dazu muss man sich das Gesamtbild ansehen. Zahlreiche Unternehmen aus ganz Europa haben sehr international aufgestellte Geschäftsmodelle. Da sind viele britische Unternehmen keine Ausnahme. Der lokale Markt spielt nur eine kleine Rolle, während eine schwache Währung die Exporte stützt. Daran dürfte auch ein EU-Austritt Großbritanniens nichts ändern.

Nimmt grundsätzlich das politische Risiko auf den Börsen zu? Während deutsche Autobauer die Nachwehen des Abgasskandals gerade meistern, ist Bayer nun mit einem teuren Gerichtsurteil gegen die Neo-Tochter Monsanto betroffen.

Im ersten Moment können Extremereignisse wie diese überwältigend und einzigartig wirken. Doch dasselbe dachte man sich zum Beispiel schon in den 1980er-Jahren, als die ersten Asbestklagen auftauchten. Die aktuellen Ereignisse sehe ich deshalb nicht unbedingt dramatischer.

ZUR PERSON

Peter Abbott ist Teammitglied im Bereich European Large Cap Equities bei BNP Paribas Asset Management. Davor war der Aktienspezialist, der an der University of London sein Masterstudium machte, unter anderem bei ABN Amro und BlackRock. Abbott hat mehr als 34 Jahre Investmenterfahrung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2018)

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