Noch scheint kein Crash bevorzustehen

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Die Renditedifferenz zwischen zehnjährigen und zweijährigen US-Staatsanleihen ist noch im positiven Bereich.

Die gute Nachricht zuerst: Die viel beachtete Zinsstrukturkurve in den USA ist noch im grünen Bereich. Die Renditedifferenz zwischen zehnjährigen und zweijährigen US-Staatsanleihen betrug zuletzt 0,31 Prozentpunkte. Damit hat sie sich in den vergangenen Wochen von der gefährlichen Nulllinie wieder ein wenig wegbewegt. Wenn diese Kurve hingegen in den negativen Bereich dreht, bedeutet das, dass ein Börsencrash und eine Rezession näherrücken. Zuletzt hat sie das 2000 (einige Monate vor dem Platzen der Dotcom-Blase) und 2006 (zwei Jahre vor der Eskalation der Finanzkrise) getan. Derzeit weist sie – noch – auf keine solche Krise hin.

Der Hintergrund ist folgender: Normalerweise werfen Anleihen mit langer Laufzeit eine höhere Rendite ab als solche mit kürzerer Laufzeit: Denn wer zehnjährige Anleihen kauft, geht schließlich ein größeres Risiko ein als bei zweijähriger Laufzeit. In dem langen Zeitraum kann mehr passieren, so könnte sich etwa die Bonität des Schuldners verschlechtern oder die Marktzinsen könnten steigen (was die Kurse bereits ausgegebener Anleihen drückt). Für dieses Risiko wird man mit höheren Renditen belohnt. Wenn die Anleger hingegen eine Konjunkturschwäche und fallende Zinsen erwarten, fliehen sie in lang laufende Anleihen und drücken deren Rendite.

Nun die schlechte Nachricht: Entwarnung kann es dennoch keine vollständige geben. Manchmal kommt es auch zu schweren Kursrückgängen an den Börsen, ohne dass das vorher durch eine inverse Renditekurve angekündigt wird. Zuletzt ist das 1987 passiert, als die US-Börsen an nur einem Tag um ein Fünftel einbrachen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2018)

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