Spannungen treiben Öl und Gold nach oben

Saudi-Kronprinz Mohammed bin Salman sitzt auf gewaltigen Ölfeldern.
Saudi-Kronprinz Mohammed bin Salman sitzt auf gewaltigen Ölfeldern. (c) imago/ZUMA Press
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Erstmals seit Jahrzehnten könnte Saudiarabien die „Ölwaffe“ einsetzen. Die Märkte sind angespannt.

Wien/Riad/Washington. In der Affäre rund um das Verschwinden des „Washington Post“–Kolumnisten Jamal Khashoggi hat Saudiarabien jetzt erstmals seit 45 Jahren mit dem Einsatz der „Ölwaffe“ gedroht. Allerdings nicht offen, sondern verdeckt – in einem Statement wurden etwaige Sanktionen der USA gegen Saudiarabien vorverurteilt und ein „Gegenschlag“ angedroht. Offiziell betont man weiterhin, den Ölreichtum des Landes nicht für politische Zwecke missbrauchen zu wollen.

Aber Riad verweist in einem Statement auf die „einflussreiche und wichtige Rolle“ von Saudiarabien in der Weltwirtschaft. Und in einem Beitrag für das staatliche Arabiya News Network wurde mit einem Ölpreis von bis zu 200 Dollar pro Barrel gedroht. Beobachter wie Roger Diwan, Berater bei IHS Markit und erfahrener Opec-Experte, sprechen davon, dass die Saudis ein „Tabu des Ölmarkts“ gebrochen haben – auch wenn sich das Königshaus von dem Beitrag rasch distanzieren und ihn als „Privatmeinung“ bezeichnen sollte.

Die Märkte zeigten sich am Montag dennoch beeindruckt. Öl-Futures stiegen zwischenzeitlich um bis zu zwei Prozent auf fast 82 Dollar pro Barrel (Brent). Auch der Goldpreis legte zu Wochenbeginn weiter zu und stieg um rund ein Prozent auf bis zu 1230 Dollar pro Unze. In Saudiarabien hat man derweil eine interne Untersuchung zum Verschwinden des Regimekritikers Jamal Khashoggi eingeleitet.

Sorgen und Fragezeichen

Unklar ist auch, wie scharf die „Ölwaffe“ heute wirklich noch ist. Die Ölkrise der 1970er-Jahre hat gezeigt, dass ihr Einsatz für Saudiarabien langfristig schlechte Folgen haben kann, da die Nachfrage nach Öl gedämmt wird. In den westlichen Ländern wurden Ende der 1970er-Jahre empfindliche Benzinsteuern eingeführt. In Ländern wie Deutschland, Japan oder Frankreich ist der Ölkonsum heute niedriger als damals. Für die USA kann das aber nicht behauptet werden. Deswegen gehen die meisten Beobachter durchaus davon aus, dass eine Eskalation der Spannungen die Märkte und die Weltwirtschaft ernsthaft beeinflussen könnte.

Sollten die Saudis ihre Ölmacht für einen Schlag gegen Donald Trump einsetzen, wäre das „so destabilisierend für die globalen Märkte, dass die aktuellen Spannungen zwischen Amerika und China wie ein Spiel aussehen würden“, sagte Stephen Innes, der beim Fremdwährungshändler Oanda für Asien zuständig ist. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2018)

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