Während die amerikanischen Banken im dritten Quartal Milliardengewinne erzielen, sind Europas Geldhäuser weit von solchen Ergebnisse entfernt.
Wie Geld verdienen geht, weiß wohl niemand besser als die amerikanischen Großbanken. Dieser Tage beweisen sie das gerade wieder einmal eindrucksvoll. Bereits vergangenen Freitag gaben JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo ihre Ergebnisse für das dritte Quartal bekannt. Sie alle konnten ihren Überschuss deutlich steigern. JP Morgan schaffte mit einem Gewinn von 8,4 Mrd. Dollar den höchsten Gewinn an diesem Tag. Die Steuerreform in den USA, sowie die gute Konjunktur lassen bei den US-Banken derzeit die Kassen klingeln.
Auch die Bank of America legte am gestrigen Montag ihre Ergebnisse vor: 7,2 Mrd. Dollar an Ertrag erzielte sie im Zeitraum Juli bis September - ein Plus von rund 45 Prozent. Vor Steuern stand bei dem Geldhaus sogar ein Überschuss von neun Milliarden Dollar zu Buche. So viel hat das Unternehmen noch nie einem Quartal verdient. Bei der Bank of America war es vor allem das Kreditwachstum, das den Gewinn nach oben trieb. Am heutigen Dienstag veröffentlichten noch Morgan Stanley und Goldman Sachs ihre Zahlen für das abgelaufene Quartal. Bei Morgan Stanley stieg der Gewinn wie erwartet von 1,8 auf 2,1 Mrd. Dollar, Goldman Sachs überraschte mit einem Plus von mehr als 20 Prozent auf 2,52 Mrd. Dollar Quartalsgewinn.
Wie lange diese guten Ergebnisse noch anhalten werden, steht freilich auf einem anderen Blatt Papier. Denn die US-Wirtschaft brummt, doch die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China könnte der Konjunktur durchaus zusetzen. Die Wirtschaft sei zwar stark, doch "überall fliegen uns die geopolitische Unsicherheiten um die Ohren", sagte JP-Morgan-Chef Jamie Dimon in der Vorwoche.
Weniger strenge Regulierung
Zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers zeigt sich jedenfalls, dass die amerikanischen Banken die Krise nur noch aus dem Rückspiegel kennen. Im Gegensatz zu den europäischen Finanzinstituten konnten die Geldhäuser in den USA ihre Altlasten schneller hinter sich lassen. Geholfen dabei hat freilich auch die weniger strenge Regulierung der Institute. Das Regelwerk Basel II (mittlerweile durch Basel III ersetzt) wurde in den USA de facto ignoriert, was von Kritikern häufig als Wettbewerbsnachteil für europäische Banken kritisiert wurde. Erst in diesem Jahr haben die USA mit der Lockerung des vom ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama eingeführten Dodd-Frank-Act wieder mehr Spielraum für riskante Geschäfte geschaffen. Als systemrelevant gelten nun nur noch Institute, deren Bilanz die Grenze von 250 Milliarden Dollar übersteigt. Zuvor wurden schon Institute mit einer Bilanzsumme ab 50 Milliarden Dollar genauer überwacht.
Wie dem auch sei, von den Zahlen der US-Konkurrenz können viele europäische Geldhäuser nur träumen. In Europa schaffen es die meisten Geldhäuser nicht einmal in die Reichweite der amerikanischen Ergebnisse. Analysten erwarten beispielsweise, dass die britische HSBC im dritten Quartal einen Gewinn von 3,6 Mrd. Euro vorlegen wird. Für Santander und BNP Paribas wird ein Überschuss von rund zwei Mrd. Euro erwartet. Bei den drei Banken handelt es sich um die größten in Europa. Bei der
krisengebeutelten Deutschen Bank erwarten Analysten im Schnitt für das dritte Quartal einen Nettogewinn von rund 150 Millionen Euro.
Heimische Banken spielen dann nochmal in einer ganz andere Liga. Sie erzielten in den ersten sechs Monaten zusammen einen Gewinn von 3,6 Mrd. Euro. Die Erste Bank legt ab 2. November ihre Zahlen für das abgelaufene Quartal vor.
(nst)