Der russische Aufschwung, den keiner wollte

Russland, Pelze
Russland, PelzeREUTERS
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Die verschärften Sanktionen des Westens haben in Russland eine anomale Situation geschaffen. Paradoxerweise profitiert das Land aufs Erste. Wie konnte es dazu kommen?

Was in den vergangenen Tagen an Wirtschaftskennzahlen in Russland bekannt wurde, hat so manchen Beobachter ziemlich verblüfft. Und es kann kaum nach dem Geschmack jener sein, die gehofft hatten, dass sie mit den diversen Wirtschaftssanktionen einen schnellen und ausschließlich negativen ökonomischen Effekt hervorrufen würden. Zumindest kurzfristig scheint vielmehr das Gegenteil der Fall zu sein. Und so gilt - auch wenn das langfristig anders aussehen kann – vorerst, einmal festzuhalten: Russlands Wirtschaft und Staatshaushalt befinden sich in einem besseren Zustand als gemeinhin kolportiert.

Zutage trat dies etwa zuletzt am Freitag vergangener Woche, als das Finanzministerium die Korrekturen am Staatsbudget 2018 bekanntgab. Diese nämlich weisen auf, dass der Budgetüberschuss im Gesamtjahr 4,4 Mal höher ausfallen werde als in der bisherigen Budgetfassung. Konkret soll er von 481,7 Mrd. Rubel auf 2,1 Billionen Rubel (28 Mrd. Euro) steigen. Während nämlich die Ausgaben kaum erhöht werden, sind statt der bisher veranschlagten Einnahmen von 17,07 Billionen Rubel nun 18,94 Billionen Rubel zu erwarten.

Ausgehend von der aktualisierten BIP-Prognose würde der Budgetüberschuss also nicht nur ganze 2,1 Prozent des BIP betragen. Es wäre der erste Budgetüberschuss seit dem Jahr 2011 überhaupt. Damals hatte der Überschuss 0,8 Prozent des BIP betragen. In den folgenden Jahren bilanzierte man nicht nur immer im Minus, das Defizit stieg auch immer weiter an. Vor allem die schwere Wirtschaftskrise, sprich die Rezession, nach der Krimannexion verschlechterte die Situation drastisch, sodass das Defizit 2016 den höchsten Wert von 3,5 Prozent des BIP erreichte, ehe es im Vorjahr auf 1,5 Prozent des BIP zurückging.

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