"Unsinnig": Sparkasse kritisiert starre Grenze bei faulen Krediten

Die EU hat beschlossen, eine Obergrenze von fünf Prozent für notleidende Kredite einzuführen. Der Spielraum der Banken dürfe damit nicht eingeschränkt werden, verlangt der Sparkassenverband.

Der Generalsekretär des österreichischen Sparkassenverbands, Franz Portisch, will eine flexiblere Regelung für faule Kredite. Die zuletzt von der EU beschlossene Obergrenze von fünf Prozent für neue NPL (non performing loans) für jeden Zeitpunkt sei zu starr. "Ich habe nichts gegen eine Obergrenze von fünf Prozent, aber das muss man über einen Konjunkturzyklus betrachten", so Portisch am Mittwoch.

Außerdem "werden wir jedes Jahr von der EZB geprüft". Eine starre Regelung würde den Sparkassen und kleinen Banken auch die Entscheidung über die Kreditvergabe wegnehmen. Die Vorstandsdirektorin der Kärntner Sparkasse, Gabriele Semmelrock-Werzer, verwies auf die enge Kundenbindung. Wenn nur mehr Kennzahlen abgearbeitet würden, wäre dies ein massiver Eingriff in die Struktur der Volkswirtschaft in Österreich. "Ich kann von der Papierform her zwei Kunden mit gleichen Kennzahlen haben, aber ich weiß, dass ich einem einen Kredit geben kann, dem anderen aber nicht". Diese Entscheidung werde mit einer EU-weiten starren Regelung aber verhindert.

Firmen nicht am Papier vergleichbar

Portisch warnte vor einer Entwicklung, dass zehn Jahre nach der Finanzkrise davon gesprochen werde, einen europäischen globalen Bankenplayer zu benötigen, der weltweit mit aufstrebenden chinesischen Banken Schritt halten könne. "Wenn das das politische Ziel ist, mache ich mir Sorgen um meine Sparkasse, das passt nicht ins Bild. Dann ist es in Österreich ausreichend, wenn es zwei oder drei Banken gibt".

Dabei hätten sich gerade die Sparkassen in der Finanzkrise gut gehalten. Auch aufgrund ihrer regionalen Bedeutung, unterstrich Semmelrock-Werzer. "Wir haben schon 2011 mit notleidenden Krediten aus dem Firmengeschäft gekämpft". Damals habe die Eigenkapitalquote nur sechs Prozent betragen, "heute liegt sie bei uns bei 16 Prozent. Wir haben sparsam über die Jahre hinweg uns auch mit den Kunden aus der Krise herausgearbeitet. Jetzt stehen wir sehr gut da". Jetzt zusätzlich zu der 16-Prozent-Eigenkapitalquote zu fordern, dass die notleidenden Kredite nicht über fünf Prozent gehen dürfen, "das ist unsinnig".

Skepsis bei Einlagensicherung

Portisch und Semmelrock-Werzer betonten, dass bei den NPL die gesamte Sparkassengruppe im dritten Quartal des Jahres nur mehr einen 3,5-Prozent-Anteil aufweise. Wichtig sei, dass der Spielraum der Sparkassen nicht eingeschränkt werde.

Portisch verwies darauf, dass im Gegensatz zum allgemeinen Bankensektor die Sparkassen in den vergangenen fünf Jahren keine Fusionen hatten. Es seien auch keine Institute geschlossen worden. "Das sehe ich als Beweis dafür, dass unsere Struktur nicht ganz so falsch ist".

Angesprochen auf die in der EU weiterhin diskutierte gemeinsame Einlagensicherung EDIS zeigt sich Portisch skeptisch. Natürlich sei man bereit, einen Beitrag in ein europäisches System zu leisten. Hier gebe es aber auch die Frage, was national oder europäisch sei und ob der Beitrag endgültig sein soll oder dann einem Land zurückgegeben werde. Auch stelle sich die Frage nach der Relation. "Denn bei uns wird es einen Einlagensicherungsfall nicht geben". Dafür habe die Sparkassengruppe vorgesorgt. Es gebe eine Struktur, wo man gegenseitig füreinander hafte und ein entsprechendes intensives Monitoring-System habe.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.