Wie man sich im Cannabis-Rausch verhalten soll

Die zunehmende Legalisierung von Hasch macht Anleger schier wirr.
Die zunehmende Legalisierung von Hasch macht Anleger schier wirr.APA/AFP/DON MACKINNON
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Die zunehmende Legalisierung von Hasch macht Anleger schier wirr. Um wirklich fett zu gewinnen, braucht es eigentlich nicht viel. Allein, das wenige ist gar nicht so leicht.

Hypes sind der Börse nicht fremd. Im Grunde genommen sind sie sogar ein wesentlicher Bestandteil von ihr, nehmen sie doch künftige Trends vorweg oder loten zumindest aus, in welcher Form und Intensität diese auf uns zukommen. Ein klares Merkmal solcher Hypes sind die temporären und gewaltigen Schwankungen der Aktienkurse. Wobei die längste Zeit nicht ausgemacht ist, welche Firmen überhaupt überleben – und dass selbst die überlebenden auf Dauer hoch gehandelt sind.

So war es in der Dotcom-Zeit und bei der Welle der Solaraktien. In jüngerer Zeit zeigt sich das Phänomen auf dem E-Mobilität-Sektor (man denke an den US-Autobauer Tesla), bei Lithium, dem führenden Rohstoff für die Batteriespeichertechnologie, und bei den Kryptowährungen. Und seit einiger Zeit lässt es sich eben auch bei Cannabis beobachten.Die erste Phase des Hypes mit spektakulären Vervielfachungen der Branchenkurse hat Ende 2017 begonnen, als Kalifornien als achter US-Bundesstaat Hanfanbau und -konsum straffrei gestellt hat. Nach zum Teil gewaltigen Rücksetzern folgte Mitte September die zweite Hypephase, da Kanada nach Uruguay Marihuana gänzlich liberalisierte. Und nach abermaligen Rücksetzern schlugen Mitte dieser Woche die Kurse kurzzeitig wieder nach oben aus. Grund war, dass Michigan als neunter US-Bundesstaat Cannabis für den Freizeitkonsum legalisierte und US-Justizminister und Cannabisgegner Jeff Sessions sein Amt verlor.

Es ist ein Auf und Ab, das hier stattfindet – bei den Aktien von Unternehmen wie Aurora Cannabis, Canopy Growth, Tilray, Khiron Life, und wie sie alle heißen. Jede kleine Nachricht kann riesige Ausschläge verursachen. Dessen muss sich jeder bewusst sein, der hier mitschneiden will. Die Branche ist zu jung, als dass schon klar wäre, welche Firmen hier langfristig das Rennen machen und welche untergehen oder geschluckt werden. Wer nicht diversifiziert, riskiert also viel, wer andererseits zu viel diversifiziert und etwa in einen ETF der Branche investiert, muss sich aufgrund der inkludierten Todeskandidaten mit weniger Gesamtrendite begnügen.

Wer freilich Schwankungen gut aushält und Rücksetzer zum Einstieg nutzt, kann viel verdienen. Die Legalisierung in immer mehr Ländern wird nämlich anhalten (Mexiko überlegt gerade), die medizinische Verwendung sicher zunehmen. Und andere Branchen wie die Getränke-, Nahrungsmittel- oder Lifestyle-Industrie beginnen den Stoff gerade erst für sich zu entdecken. Est

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2018)

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