Der Kampf um die Seele von Bitcoin

(c) Reuters (Alessandro Bianchi)
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Dollarersatz, Zahlungssystem, Spekulationsobjekt, digitales Gold – die Rolle von Bitcoin hat sich in den zehn Jahren seines Entstehens stetig gewandelt. Jetzt kommt die Wall Street – und mit ihr das ganz dicke Geld.

Wer Bitcoin begreifen will, der muss es benutzen. Also eine Wallet anlegen, eine Adresse kopieren, Transaktionskosten bezahlen und digitale Münzen um die Welt schicken. Nur wer es so „angreift“, wer Fingernägelkauend vor dem Rechner sitzt und auf die Bestätigung seiner Transaktion wartet, der kann begreifen, was dieses Ding alles könnte. Theoretisch. Praktisch scheint das kaum jemanden zu interessieren. „Wir sehen in der Realität nicht, dass der Traum vom Geld und Zahlungssystem ohne Zentralbanken maßgeblichen Anteil an den Transaktionen hat“, sagt Rainer Böhme, Informatikprofessor an der Universität Innsbruck, die gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) Ende Oktober in Wien ein Symposium zu „Post-Bitcoin-Kryptowährungen“ organisiert hat: „Die meisten Investoren in Bitcoin haben noch nie einen Bitcoin wirklich besessen. Sie lassen ihre Coins auf den Börsen liegen und denken gar nicht daran, die dezentralen Vorteile zu nutzen.“

Interessant ist nur der Preis

Viele Menschen kaufen und verkaufen also Bitcoin und eine Reihe anderer digitaler Münzen, die in dessen Windschatten entstanden sind. Aber diese Menschen haben nicht vor, Bitcoin in seiner reinsten Form auch zu nutzen. Sie hoffen auf Wertsteigerungen. Wenn sie vor dem Bildschirm Fingernägel kauen, dann wegen der Kursbewegungen. Spätestens seit dem Hype im vergangenen Jahr, als der Preis sich verzehnfacht hat, haben Spekulanten den Markt übernommen und die Überzeugungstäter sind zur Minderheit geworden. Freilich: Sie werden sich kaum beschweren, denn wer wirklich früh eingestiegen ist, sitzt heute auf einem Vermögen.

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