Eine Bank, bei der fast nur Männer handeln

Markus Niederreiner.
Markus Niederreiner.(c) Hello bank!/Bazzoka Studio (BAZZOKA)
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Auch bei der Hello Bank blicken die Kunden nicht über den Tellerrand, erzählt Chef Markus Niederreiner.

Wien. Die Zahlen sind alarmierend: 91 Prozent der Österreicher wissen nicht, was Anleihen sind, 70 Prozent haben Probleme, Fonds einzuordnen, und auch bei Aktien steigen die meisten aus. Das ergab eine kürzlich vom Imas-Institut veröffentlichte Umfrage im Auftrag der Erste Bank.

In so einem Umfeld klingt es fast nach einer Herkulesaufgabe, „mehr Menschen zu Anlegern zu machen“. Genau das aber hat sich Markus Niederreiner zum Ziel gesetzt. Er ist seit rund einem Jahr Chef der Hello Bank in Österreich, einem der größten Online-Broker des Landes. Das Institut ist eine Tochter der BNP Paribas, zuvor gehörte es der UniCredit und hieß Direktanlage.

Als die Bank vor über 20 Jahren startete, war sie so etwas wie ein Alien in der Branche. Nicht nur, weil das Geschäft über das Netz abgewickelt wurde, sondern auch, weil man für Aktienorders früher zur Bank ging. Doch sind die Depots dort (nach wie vor) relativ teuer, die Auswahl der Produkte ebenso beschränkt. Ein reiner Online-Broker ist die Hello Bank aber auch nicht mehr. In den vergangenen Jahren erweiterte man das Angebot, wurde fast traditionell und gilt inzwischen als Universalbank. Heute kann man bei dem Institut ein Sparbuch genauso abschließen wie ein Girokonto eröffnen. „Nur als Onlinebank kann man sich nicht mehr differenzieren“, sagt Niederreiner.

„Hilfe zur Selbsthilfe“

Welche Produkte der Kunde kauft, bleibe ihm freilich selbst überlassen. In Seminaren versucht man aber, Wissen zu vermitteln, auch um Einstiegshürden zu reduzieren. Niederreiner bezeichnet das als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Am Ende des Tages investieren die Kunden aber trotzdem eher einseitig: Der Home-Bias, also die Neigung, Aktien aus dem eigenen Land zu kaufen, ist hoch. Unter den Top-Ten-Werten befinden sich sieben aus Österreich, zwei aus Deutschland und einer aus den USA. Am häufigsten wurden (bis Mitte Oktober) die Titel von Raiffeisen Bank International, AT&S und Lenzing gekauft. Wohl auch ein Grund, warum sich die Hello Bank dazu entschieden hat, ab November eine Flat Fee für den Handel an der Börse Wien einzuführen.

Wie es bei Anlagethemen oft der Fall ist, ist der Kundenstamm des Instituts ziemlich einseitig. „90 Prozent der Anleger sind Männer“, sagt Niederreiner. „Für mich ist das unerklärlich.“ Doch mit der künftigen Erbengeneration, so hofft er, könnte sich das Gefüge verschieben. Mehr als die Hälfte der Kunden ist zwischen 40 bis 59 Jahre alt.

Der einzige Online-Broker ist man hierzulande schon lang nicht mehr. Über die Zeit kamen einige hinzu – teilweise sind sie mit Kampfkonditionen auf dem Markt. Wer „Hardcore-Discount“ sucht, sei dort besser aufgehoben, so Niederreiner. Doch vergleicht er das Angebot des Mitbewerbs mit jenem eines Diskontsupermarkts. „Bei uns gibt es sinngemäß noch Obst aus der Region“, während dort Ware aus dem Karton verkauft werde. Zudem beschäftigt man 160 Mitarbeiter und betreibt Filialen. Auch das kostet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2018)

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