Der Euro-Kurs stieg am Freitag von 1,3291 auf über 1,34 Dollar. Der Aufschlag für griechische Staatsanleihen verringerte sich deutlich. Kritiker warnen aber vor einer "Schwächung des Euro" durch die geplanten IWF-Hilfen.
Der EU-Notfallplan für Griechenland hat auf den Finanzmärkten zu einer ersten Entspannung geführt. Der Euro-Kurs stieg Freitag früh auf 1,3377 Dollar, nachdem er am Donnerstag auf ein Zehn-Monats-Tief von 1,3291 Dollar gefallen war.
"Europa hat Handlungsfähigkeit bewiesen und gleichzeitig etwas für die Stabilität des Euro und für die Solidarität mit einem in Schwierigkeiten befindlichen Land getan", erklärte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker sagte: "Ich glaube, dass wir eine gute Entscheidung getroffen haben, die die Finanzmärkte beruhigen wird". Die Analysten der Commerzbank urteilten in einem Kommentar etwas nüchterner: "Nach langem Hickhack gibt es wenigstens irgendeine Einigung".
Risikoaufschlag verringert sich
Griechische Diplomaten äußerten die Hoffnung, dass die mit dem Notfallplan ausgesprochene Auffanggarantie der Eurozone die Finanzmarkt-Wetten auf eine Staatspleite Griechenlands beenden werde. Bereits Freitag früh verringerte sich der Risikoaufschlag, den Anleger im Vergleich zu deutschen Bundesanleihen für griechische Staatsanleihen verlangen, von zuletzt 330 auf 305 Basispunkte.
"Wir hoffen und wir glauben, dass wir den Notfallplan nie brauchen werden", hieß es aus griechischen Regierungskreisen. Tatsächlich könnte der Rückgriff darauf Griechenland teuer zu stehen kommen: Für die Kredite seiner Partnerstaaten müsste Griechenland Zinsen zahlen, deren Höhe sich am Markt orientieren soll.
"Schwächung des Euro" durch IWF-Hilfe
Sollte Athen das Hilfspaket entgegen den Erwartungen eines Tages tatsächlich in Anspruch nehmen, müssten die Euro-Staaten nach Einschätzung des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy rund zwei Drittel der Kredite aufbringen. Davon entfielen nach Berechnungen der EZB 27 Prozent auf Deutschland. Ein Drittel der Hilfen würde der IWF beisteuern, sagte Sarkozy.
Die Grünen im Europaparlament kritisierten die mögliche Einschaltung des Internationalen Währungsfonds. Sie demonstriere "Anfälligkeit und Schwäche der Europäer", kritisierte Fraktionschefin Rebecca Harms. Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel nehme mit ihrem Beharren auf einer Beteiligung des von den USA dominierten Fonds eine "Schwächung des Euro" in Kauf. Dies werde "auch für Deutschland negative Folgen haben", prophezeite Harms.
Devisenexperte sieht Potenzial für Euro
Der Devisenexperte Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus hält die IWF-Beteiligung hingegen für sinnvoll: "Dort gibt es sehr gut ausgebildetes Personal und Kompromisse können möglicherweise schneller gefunden werden, was auch nötig ist, wenn es für Griechenland hart auf hart kommt." Er sieht für den Euro nun weiteres Potenzial nach oben. "Vor allem wenn sich der Fokus der Investoren wieder auf die schleppend laufende Erholung der Wirtschaft in den USA richtet, was dann den Dollar drücken würde."
Andere Analysten sehen keine nachhaltige Erholung des Euro. Sie kritisierten vor allem das Krisenmanagement der EU. Der Prozess bis zur Einigung sei quälend langsam und mühsam gewesen, monierten die Commerzbank-Analysten. "Letztendlich hat Europa damit wieder einmal mangelnde politische Handlungsfähigkeit bewiesen - und damit erneut klar gemacht, dass der Euroraum kein optimaler Währungsraum ist."
Zweifel an rascher Festigung des Euro
Ein anderer Devisenexperte sieht durch das Hickhack die Glaubwürdigkeit der Währungsgemeinschaft beschädigt. "Eine rasche Festigung des Euro halten wir daher für wenig wahrscheinlich." Zudem werde das Thema Staatsverschuldung die Märkte noch lange Zeit beschäftigen. Dabei könnten auch Portugal, Italien, Irland oder Spanien in den Fokus rücken.
(Ag.)