US-Notenbank Fed legt Zinspause ein

Entwicklung der Leitzinssätze seit 2000
Entwicklung der Leitzinssätze seit 2000APA
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Die US-Notenbank Fed will es nach dem Zinsfeuerwerk im vorigen Jahr 2019 ruhiger angehen lassen und signalisiert eine Pause.

Nach drei Jahren ist die Phase der Leitzinserhöhungen in den USA vorerst vorüber. Angesichts unsicherer Konjunkturaussichten hat die US-Notenbank Fed bei ihrer Sitzung am Mittwoch eine Zinspause beschlossen. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bleibt in der Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell versicherte zugleich, dass Wirtschaftswachstum robust sei.

Die Notwendigkeit einer Zinserhöhung habe sich "etwas abgeschwächt", sagte Powell nach der einstimmig gefallenen Zinsentscheidung. Höhere Leitzinsen sollten nämlich die Wirtschaft insbesondere vor Inflationsrisiken bewahren. "In den vergangenen Monaten scheint sich dieses Risiko verringert zu haben", verwies er auf die gefallene Inflationsrate. In der jetzigen Lage sei es am besten, "geduldig" zu sein und die Wirtschaft zu unterstützen, fügte er hinzu.

Powell räumte ein, dass der diese Woche nach über einem Monat beendete Regierungsstillstand (Shutdown) die Wirtschaftsleistung des ersten Quartals beeinträchtigen werde. Einen permanenten Effekt erwartet er nicht, sollte es nicht zu einem weiteren, gegebenenfalls noch längeren Regierungsstillstand kommen.

Insgesamt äußerte sich der Fed-Chef sich positiv zum Zustand der US-Wirtschaft. Während sich das Wachstum in China und der EU abschwäche, werde die amerikanische Wirtschaft auch im Jahr 2019 kaum weniger wachsen als im vergangenen Jahr. Sorgen macht er sich auch um den Brexit. "Das würden wir spüren", sagte er mit Blick auf einen möglichen ungeordneten Brexit, vor allem dann, wenn Finanzinstitute ins Trudeln geraten sollten.

Angesichts der auslaufenden Schubwirkung der radikalen Steuerreform und möglicher Bremseffekte durch den von US-Präsident Donald Trump befeuerten Handelskonflikt rechnen Ökonomen jedoch mit einer Abkühlung der US-Wirtschaft.

Mit der Entscheidung vom Mittwoch wurde die Ende 2015 begonnene Phase von Zinserhöhungen nach neun Erhöhungen vorerst gestoppt. Allein im Vorjahr hatte die Fed vier Zinserhöhungen beschlossen, und sich damit auch den Unmut von US-Präsident Donald Trump zugezogen, der wie viele Politiker eine ultralockere Geldpolitik befürwortet, weil sie das Wirtschaftswachstum ankurbelt. Powell sah sich nach kritischen Aussagen Trumps genötigt, die Unabhängigkeit der Fed zu bekräftigen.

Die Kurse an der Wall Street legten nach dem Zinsentscheid zu, der Dollar gab zum Euro nach. Auch der Fed-Chef hatte zuletzt signalisiert, dass er angesichts der abflauenden Konjunktur keinen Grund zur Eile auf dem Weg zu höheren Zinsen sieht. An den Finanzmärkten wird mit einer längeren Zinspause gerechnet, auch wenn die Währungshüter laut Prognosen vom Dezember noch zwei Erhöhungen für 2019 ins Auge gefasst haben.

"Das Ende des Leitzinserhöhungszyklus rückt näher. Die unsichere Wirtschaftslage und Sorgen um die Finanzmarktstabilität werden wohl auch künftig Geduld verlangen", so Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Uwe Burkert von der LBBW wies darauf hin, dass die Fed entgegen den Erwartungen ihre bisherige Politik "komplett" fallengelassen habe. "Bisher hatte die Fed eine weitere graduelle Leitzinsanhebung signalisiert, nun lässt sie angesichts der gestiegenen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit die Tür nach allen Seiten offen", analysierte der Ökonom der Landesbank Baden-Württemberg. Die vorsichtigere Haltung steche somit "in unerwartet prägnanter Form heraus".

(APA/Reuters/dpa)

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