Verbund-Aktie beendet Höhenflug

Gerhard Roiss missfällt die neue Strategie der Staatsholding Öbag.
Gerhard Roiss missfällt die neue Strategie der Staatsholding Öbag.APA/HERBERT NEUBAUER
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Justament am Tag des Rücktritts von Verbund-Aufsichtsratschef Roiss geht auch die Aktie in die Knie.

Wien. Knapp über zehn Euro kostete die Aktie des halbstaatlichen Verbund-Konzerns Anfang 2016. Am Mittwoch lag der Kurs bei rund 42,20 Euro, der Wert hat sich also mehr als vervierfacht. Allein seit Jahresbeginn hat das Papier um 18,5 Prozent zugelegt. Welches Unternehmen – und schon gar ein Versorger – kann das von sich behaupten?

Heute hat der Höhenflug jedoch ein jähes Ende gefunden – die Aktie ist um 4,7 Prozent abgestürzt und bildete damit das Schlusslicht im Wiener ATX. Spekulationen über den Grund ließen am Börseparkett nicht lange auf sich warten. Zufall oder nicht: Am Dienstagabend berichtete die „Presse“ exklusiv, dass der Aufsichtsratsvorsitzende des Verbund, Gerhard Roiss, sein bis 2020 laufendes Mandat vorzeitig zurücklegt. Der Verbund bestätigte dies offiziell am Mittwochabend. Roiss werde mit Ablauf der Hauptversammlung am 30. April 2019 nicht mehr als Aufsichtsrat zur Verfügung stehen.

Sein Rücktritt stehe in engem Zusammenhang mit der Reform der Staatsholding, die nun Öbag heißt und wieder eine Aktiengesellschaft ist, hieß es. Die türkis-blaue Regierung hat deutlich gemacht, wieder mehr Einfluss auf die Staatsbeteiligungen ausüben zu wollen. Was bedeutet – und so ist es auch im Öbag-Gesetz festgeschrieben – dass Vorstand und Aufsichtsräte der Öbag wieder in den Aufsichtsräten der Konzerne vertreten sein werden. Sie sollen – wie es in der alten ÖIAG auch Usus war – auch den Aufsichtsratschef stellen. Unter dem Dach der Öbag befinden sich Casinos Austria, Post, OMV, Telekom Austria und BIG. Die Verbundanteile der Republik ressortieren zwar zum Finanzministeriums, werden aber nun von der Öbag verwaltet.

Roiss ist also mit seinem Rücktritt der geplanten Änderung im Kontrollorgan zuvorgekommen, wobei es kein Geheimnis ist, dass er seit jeher mit der Staatsholding auf Kriegsfuß stand. Was sich einst in seinem vorzeitigen Abgang von der OMV-Spitze manifestierte. Politischer Einfluss – das höre man an der Börse nie gerne, hieß es in Finanzkreisen zur „Presse“. Doch die Kurskorrektur sei von vielen Experten längst erwartet worden - Roiss' Abgang hin oder her.

„Die Verbund-Aktie ist zuletzt ungewöhnlich stark gestiegen, obwohl deren Treiber – Strom-, Kohle- und CO2-Preise – in den vergangenen Wochen gefallen sind“, sagt Teresa Schinwald von der Raiffeisen Centrobank. Christoph Schultes von der Erste Group ortet ebenfalls Gewinnmitnahmen und merkt an, dass am Mittwoch in einem positiven Börseumfeld einzig Versorger-Titel im Minus lagen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2019)

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