Short-Wetten auf Wirecard verboten

(c) REUTERS (Wolfgang Rattay)
  • Drucken

Die Wirecard-Aktie ist in den vergangenen Wochen ins Straucheln geraten, die Aufsicht zieht nun die Notleine.

Frankfurt/Aschheim. Die deutsche Finanzaufsicht, BaFin, hat neue Spekulationen auf fallende Aktienkurse beim Zahlungsdienstleister Wirecard untersagt. Ab sofort sei es verboten, neue Netto-Leerverkaufspositionen in Aktien der Wirecard AG zu begründen oder bestehende Netto-Leerverkaufspositionen zu erhöhen, teilte die Behörde am Montag mit. Leerverkäufer sind Spekulanten, die mit fallenden Kursen Geld verdienen.

Das Verbot, mittels Leerverkäufen auf fallende Aktienkurse zu setzen, gelte bis zum 18. April. Die BaFin befürchtet durch die jüngsten Kursausschläge bei Wirecard infolge von Medienberichten über angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten „eine ernstzunehmende Bedrohung für das Marktvertrauen in Deutschland“.

Angst vor Verunsicherung

Die Wirecard-Aktie hatte in den vergangenen Tagen nach einer rasanten Talfahrt rund 40 Prozent ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt. „In der derzeitigen Situation besteht das Risiko, dass die Verunsicherung des Marktes zunimmt und sich zu einer generellen Marktverunsicherung ausweitet“, betonte die BaFin.

Auslöser der jüngsten Verkaufswelle bei Wirecard sind Berichte der „Financial Times“ („FT“) über mögliche Bilanzmanipulationen in der Wirecard-Niederlassung in Singapur. Der Finanzkonzern weist die Vorwürfe als haltlos zurück und kündigte rechtliche Schritte gegen die Zeitung an. In der Vergangenheit gab es wiederholt Vorwürfe gegen Wirecard, denen Aktienkurseinbrüche und Ermittlungen wegen Marktmanipulation folgten.

Auch diesmal war der Aktienkurs tief eingebrochen. Hatte das Papier Ende Jänner 167 Euro gekostet, war der Kurs in den vergangenen Wochen zeitweise unter 100 Euro gefallen. Auf die Maßnahme der BaFin reagierte die Aktie am Montag mit einem Freudensprung von zeitweise mehr als zwölf Prozent. Experten bezweifeln aber, dass weitere Kursverluste vermieden werden können, sollte es zu neuerlichen Vorwürfen kommen.

Ermittlung gegen Journalisten

Wirecard mit Sitz im Münchner Vorort Aschheim wickelt für Firmenkunden in aller Welt Onlinezahlungen zwischen Verbrauchern, Händlern und Banken ab und kassiert dafür Gebühren. Der Konzern profitiert wie nur wenige andere von der weltweiten Verlagerung der Zahlungsströme ins Internet. Im vergangenen September wurde die Aktie in den deutschen Leitindex DAX aufgenommen, die Commerzbank musste dafür weichen. Wirecard-Vorstandschef Markus Braun stammt übrigens aus Österreich.

Während in den USA Sammelklagen gegen Wirecard wegen der Kurskapriolen vorbereitet werden, ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft gegen einen „FT“-Journalisten im Zusammenhang mit mutmaßlichen Manipulationen des Aktienkurses. Es liege die Strafanzeige eines Anlegers vor, hieß es. Zudem liege die Aussage eines Kaufinteressenten von Wirecard-Aktien vor, der Informationen über einen bevorstehenden Bericht der „FT“ über das Unternehmen erhalten haben soll. (ag./b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE PHOTO: The headquarters of Wirecard AG, an independent provider of outsourcing and white label solutions for electronic payment transactions is seen in Aschheim
International

Anzeige eines Wirecard-Anlegers: Staatsanwalt ermittelt gegen "FT"-Journalisten

Die deutsche Bafin hat zudem neue Spekulationen auf fallende Aktienkurse bei Wirecard untersagt.
Geld & Finanzen

US-Sammelkläger nehmen Wirecard ins Visier

Nach Kursturbulenzen und Berichten über mögliche Bilanzierungsverstöße droht dem Zahlungsdienstleister Wirecard rechtlicher Ärger in den USA.
Wirecard kündigte an, die „Financial Times“ zu klagen.
Geld & Finanzen

Singapur: Wirecard-Büros durchsucht

Wirecard verklagt die „Financial Times“ nach Betrugsvorwürfen.
FILES-GERMANY-FRAUD-MARKET-WIRECARD
Geld & Finanzen

Angeblicher Bilanzskandal: Wirecard verklagt die "Financial Times"

Wirecard will "alle verfügbaren rechtlichen Mittel einsetzen, um das Unternehmen und insbesondere unsere Mitarbeiter und deren Persönlichkeitsrechte zu schützen".
International

Wirecard fällt erneut

Börse. „Financial Times“ lässt nicht locker und erneuert die Bilanzfälschungsvorwürfe, Wirecard dementiert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.