Nowotny will Weidmann als EZB-Chef sehen

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Der Nationalbankchef stellt sich hinter den Deutschen. EZB-Draghi tritt im Herbst diese Jahres ab.

Wien. Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny wünscht sich weiterhin den Bundesbankchef Jens Weidmann als Nachfolger von Mario Draghi im Chefsessel der Europäischen Zentralbank EZB. Draghi tritt im Herbst ab. Weidmann galt ursprünglich als Favorit auf den Posten, der Deutschland nun wohl auch zustehen würde. Dann wurde ihm aber von Kanzlerin Angela Merkel die Unterstützung entzogen – sehr zum Ärger der Hartwährungsländer in der Eurozone, zu denen auch Österreich zählt.

Nowotny rechnet angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung nicht damit, dass es heuer Zinserhöhungen geben wird. „Diese Erwartung hatten wir im Herbst 2018, seither hat sich die Konjunktur deutlich eingetrübt“, sagte Nowotny in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „Trend“.

Kommt billiges Geld?

Ursprünglich habe die EZB heuer von Krise auf Normalisierung umstellen wollen, sagte Nowotny. „Angesichts der Abkühlung wird nun darüber debattiert, ob man diese Normalisierung überhaupt weiterführen soll. Ich persönlich kann momentan keinen Bedarf an zusätzlicher Liquidität erkennen.“ Nowotny hätte sich eine Normalisierung der Geldpolitik schon 2018 gewünscht. In der EZB ist man anderer Meinung. Dort treten einige Notenbankchefs für neue, superbillige Langfristkredite an Banken ein.

EZB-Direktor Benoît Cœuré hatte unlängst gesagt, eine Neuauflage solcher Geldsalven, die in der Fachwelt „TLTRO“ genannt werden, sei möglich. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet ließ am Mittwoch durchblicken, der EZB-Rat werde sich bereits in Kürze mit der Frage beschäftigen. Das bedeute aber nicht, dass man notwendigerweise Entscheidungen zu diesem Zeitpunkt treffe.

Die nächste Zinssitzung der Europäischen Zentralbank ist am 7. März. Die EZB hatte zuletzt 2016 mehrere solcher Langfristdarlehen aufgelegt, um die Kreditvergabe anzuschieben. Vor allem Banken in Italien und Spanien hatten damals stark zugegriffen.(ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2019)

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