"Wir gehen davon aus, dass das wirtschaftliche Umfeld der EZB Argumente liefern wird, um ihre sehr akkommodierende Geldpolitik weiter fortzusetzen", sagt Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek.
Die Europäischen Zentralbank (EZB) wird in den kommenden 12 Monaten ihre lockere Geldpolitik fortsetzen, erwartet der RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek. Die Leitzinsen sollten unverändert bleiben, auch um die Inflationsrate in die angestrebte Zielzone von knapp unter zwei Prozent zu bringen. Die EZB wird morgen wohl auch ihre BIP-Wachstumsprognose nach unten korrigieren.
"Wir gehen davon aus, dass das wirtschaftliche Umfeld der EZB Argumente liefern wird, um ihre sehr akkommodierende Geldpolitik weiter fortzusetzen", sagte Brezinschek in einem Mediengespräch am Dienstagfrüh.
Die Währungshüter halten den Leitzins bereits sei März 2016 auf einem historischen Tief von 0,0 Prozent. Das derzeitige EZB-Direktorium um Präsident Mario Draghi und Chefökonom Peter Praet dürfte in den nächsten Wochen wohl eine möglichst lang wirkende "Forward Guidance", also einen Ausblick ihrer Geldpolitik, ausgeben. Mögliche Nachfolger würden dadurch in ihrem Handlungsspielraum beschränkt werden, glaubt man bei Raiffeisen. Die EZB wählt im Juni einen neuen Präsidenten.
In den USA werden für Anfang 2020 eine deutliche konjunkturelle Abkühlung und damit verbunden Zinssenkungsspekulationen erwartet. Auch vor diesem Umstand wird es für die EZB sehr schwierig sein, eine Erhöhung des Leitzins für die Eurozone vorzubereiten, meinte Brezinschek.
Sowohl die Zinserwartungen als auch die Inflationserwartungen sind in der Eurozone zurückgegangen. So liegt die Inflationsrate derzeit bei 1,4 Prozent. Die Erwartungen für 2020 dürften leicht unter der EZB-Zielzone liegen. Das dürfte der Europäischen Zentralbank Grund geben, ihre Niedrigzinspolitik fortzuführen.
Der Einlagesatz Euribor liegt weiterhin im Negativbereich bei derzeit Minus 0,373 Prozent. Laut RBI-Prognose wird dies auch bis Anfang des nächsten Jahres so bleiben.
Als relativ sicher gilt für Brezinschek die Neuauflage des TLTRO-Programms. Mit diesen langfristigen Krediten für Geschäftsbanken zum Nulltarif soll die Kreditvergabe an Unternehmen gefördert werden. Die ursprüngliche Laufzeit von 4 Jahren sollte in dieser Serie jedoch um einiges kürzer sein.
Nach derzeitiger Einschätzung der EZB wird das Wirtschaftswachstum im Euroraum für die Jahre 2019 und 2020 bei 1,7 Prozent liegen. Der RBI-Chefanalyst geht davon aus, dass diese Prognose bei der EZB-Ratssitzung am Donnerstag etwas zurückgeschraubt wird. Die Raiffeisen Bank International schätzt das BIP-Wachstum für die Jahre 2019 und 2020 nur auf 1,1 bzw. 1,0 Prozent ein.
(APA)