Kommunalkredit will zukaufen und börsenfähig werden

Die 2015 privatisierte Kommunalkredit Austria will eine größere Rolle bei europäischen Infrastrukturfinanzierungen spielen.

Kommunalkredit Austria-Vorstandschef Bernd Fislage will über Akquisitionen nachdenken, erklärte er am Mittwoch. Die Bank gehört einer Investorengruppe um den deutschen Investmentbanker Patrick Bettscheider. Jetzt im Frühjahr fließt Kapital zu. Auf Sicht soll die Bank börsenfähig sein.

In Kürze, im zweiten Quartal, werden die Eigentümer eine Kapitalerhöhung um 20 Millionen Euro zeichnen. Außerdem gibt es keine Dividende aus Wien. Demnach wird der Jahresgewinn der Bank-AG vom Geschäftsjahr 2018 von 30,4 Millionen Euro (nach UGB-Bilanz) einbehalten. In Summe ergibt das nach Rechnung der Bank eine Kapitalstärkung von 50,4 Millionen Euro. Ende 2018 lag das harte Kernkapital (Konzern) bei 19,9 Prozent.

Fislage will die Bank nach Größe, Kapitalkraft und Rentabilität "börsenfähig" machen. Börsenfähigkeit steht für den Bankchef, der von der Deutschen Bank kam, für eine attraktive Bewertung. Aktuelle Börsenpläne gibt es aber nicht. Die Kommunalkredit Austria ist der "gute" und mittlerweile privatisierte Teil der ehemaligen Kommunalkredit, die in der Finanzkrise knapp am Kollaps verstaatlicht und zerschlagen wurde. Seit 2017 ist die Kommunalkredit wieder ganz im Neugeschäft, heute stammt wieder ein großer Teil der Erträge aus neuen Abschlüssen. 2018 legten die Finanzierungen im Neugeschäft um knapp 90 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu, rund 570 Millionen Euro wurden wieder in Form von Darlehen an Investoren weiterverkauft.

Bank ist dividendenfähgi

Dividendenfähig sei man jedenfalls, betont der Vorstand. Das gelte auch für 2019. Nach zum Teil hohen Dividenden in den beiden letzten Jahren (für 2017 waren es 11,5 und 2016 rund 32 Millionen) schüttet die Bank für 2018 aber nicht aus. "Wir wollen die Kapitalkraft weiter stärken und die Bank vergrößern." Dem ersten Schritt von Kapitalzufuhr und Gewinn-Thesaurierung sollen weitere folgen. Bis zum Jahr 2022 soll das Eigenkapital im Konzern bei rund 500 Millionen Euro liegen, rund 200 Millionen mehr als zuletzt.

Vom deutschen Eigentümer ist bekannt, dass er sich nach weiteren Kaufobjekten umschaut. Unter anderem bot die Gruppe für die Dexia Kommunalbank Deutschland (eine ehemalige "Schwester" aus vergangenen Kommunalkreditzeiten), diese Gesellschaft ging zu Jahresende "ganz knapp" an die Helaba. In Wien kann sich das Kommunalkredit-Management vorstellen, für die Eigentümergruppe das Vehikel für neue Akquisitionen zu fungieren.

Die endgültige Trennung von der staatlichen Abbaufirma KA Finanz - mit der die private Kommunalkredit zuletzt noch über einen Dienstleistungsvertrag verbandelt war - passiert jetzt Ende März. Ausgezogen ist die KA Finanz aus dem Bankhaus in der Türkenstraße in Wien vor mehreren Wochen. Mit der Trennung entfallen auch bisherige Kostenvergütungen. Etwa ein Dutzend von der Kommunalkredit an die KA Finanz abgestellte Leute sind mitgezogen, weitere rund 20 scheiden aus. U.a. für Sozialpläne wurde in der Kommunalkredit-Bilanz eine Rückstellung von 2,5 Millionen Euro gebildet. Für neue Geschäftssparten würden aber neue Leute aufgenommen. In der Kommunalkredit-Gruppe waren Ende des Vorjahrs 253 Mitarbeiter beschäftigt.

In der IFRS-Bilanz weist die Kommunalkredit AG für 2018 bei einer Bilanzsumme von 3,9 Milliarden Euro (plus 7,6 Prozent) einen Nettogewinn von 14,3 Millionen Euro aus, ein Rückgang um 20 Prozent. Operativ hat die Bank mit mehr als 32,6 Millionen Euro dreimal so viel verdient wie im Jahr davor.

(APA)

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