Markt für IPOs bricht völlig ein

Als wahre Börsenmuffel entpuppten sich die europäischen Unternehmen.
Als wahre Börsenmuffel entpuppten sich die europäischen Unternehmen.(c) APA/AFP/BRYAN R. SMITH
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Unternehmen halten sich mit Aktienplatzierungen auffällig zurück.

Wien. Während die Börsen nach dem Herbstabsturz 2018 heuer einen sensationellen Jahresstart hingelegt haben, warten die meisten Unternehmen mit neuen Aktienplatzierungen vorerst lieber zu. Und das in einem krassen Ausmaß. Wie das Beratungsunternehmen EY in seinem IPO-Barometer festgestellt hat, ist die Anzahl der Börsengänge im ersten Quartal weltweit um 41 Prozent auf 199 zurückgegangen. Das Emissionsvolumen sei sogar um 74 Prozent auf 13,1 Milliarden Dollar gesunken.

Dies springt umso mehr ins Auge, als die Marktvolatilität relativ niedrig, die Zeichnungsgewinne positiver und die Entwicklung großer Aktienindizes erfreulich seien. Als Grund für die Passivität nennt Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich, eine „Mischung aus Konjunktursorgen, Handelskonflikten und politischen Unsicherheiten wie dem Brexit“. Dies hätte „viele Börsenkandidaten veranlasst, ihre Pläne vorerst wieder in der Schublade verschwinden zu lassen“.

Asien vor Europa und USA

Als wahre Börsenmuffel entpuppten sich die europäischen Unternehmen. Von ihnen wagten sich im ersten Quartal nur noch 23 an die Börse, das ist um 51 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ihr Emissionsvolumen ist überhaupt um 98 Prozent geschrumpft – und zwar auf gerade einmal 350 Millionen Dollar. In keiner anderen Region sei ein derart starker Rückgang verzeichnet worden, schreibt EY.

Was Österreich betrifft, so kann hier mit dem Börsengang des Biotechunternehmens Marinomed zumindest ein IPO verzeichnet werden – es war das erste Listing seit der Bawag im vierten Quartal 2017.

Die meisten Börsengänge hat EY in Asien gezählt, obwohl sie auch dort deutlich zurückgingen. In China sank ihre Zahl um 34 Prozent auf 65. Demgegenüber verzeichnete Japan sogar einen Zuwachs – und zwar um 28 Prozent auf 23 IPOs.

In den USA ging die Zahl der Börsenneulinge übrigens um 57 Prozent auf 20 zurück, wobei die IPO-Erlöse sogar um 82 Prozent auf drei Milliarden Dollar einbrachen.

Die Flaute spiegelt sich auch in der Größe der Börsengänge: Hatte es im Vorjahresquartal weltweit noch sieben IPOs mit je über einer Milliarde Dollar gegeben, so gab es im ersten Quartal 2019 keinen einzigen. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2019)

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