Was Monopole den Anlegern bringen

Portfoliomanager Ernst Konrad hält viel von Schumpeters Thesen. Von österreichischen Aktien ist er im Moment weniger angetan.
Portfoliomanager Ernst Konrad hält viel von Schumpeters Thesen. Von österreichischen Aktien ist er im Moment weniger angetan. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Marktmacht einiger Großkonzerne wächst kräftig. Das macht sie zu interessanten Investments, findet Portfoliomanager Ernst Konrad.

Wien. Die These ist altbekannt, doch aktueller denn je: Schon vor einem Jahrhundert bezeichnete der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter die schöpferische Zerstörung als wichtigsten Treiber für eine dynamische Wirtschaft. Innovative Firmen fordern etablierte Platzhirsche mit neuen Technologien heraus – um sie dann auch noch vom Markt zu verdrängen. Gegen Ende eines Zyklus beginnt diese Dynamik allerdings zu schwächeln. Und das bietet Großkonzernen ein ideales Umfeld, ihre Marktmacht noch weiter zu festigen, erklärt Ernst Konrad, Geschäftsführer und Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement, im Gespräch mit der „Presse“.

Ihm gefallen jedenfalls Schumpeters Thesen. Ende Dezember 2018 wurde sogar eigens der Phaidros Funds – Schumpeter Aktien lanciert, der sich an den Thesen des Ökonomen orientiert und zwei Ansätze verfolgt: Zum einen werden mächtige Großkonzerne selektiert, „die einen stetigen Wertzuwachs erzielen und regelmäßig eine Dividende zahlen“, wie Konrad erklärt. Als Beispiele listet er Nestlé und Novartis auf. Zum anderen spüre man innovative Firmen auf, die Märkte neu erschließen oder bestehende Strukturen aufwirbeln.

Neue Quasi-Monopolisten

Das aktuelle Umfeld scheint freilich die erste der beiden Gruppen zu begünstigen. Denn mit der Rekordzahl an Übernahmen und Fusionen nimmt die Anzahl der globalen Giganten zu. Auch neue Technologien ermöglichten heute rascher den Aufbau einer dominanten Marktposition, betont Konrad. Einstige Herausforderer, wie etwa Amazon und Alphabet, konnten sich deshalb inzwischen als Quasi-Monopolisten etablieren. Beide Titel sind Teil des Phaidros Funds.

Ob diese Entwicklung gesund ist? Anlegern komme sie durchaus zugute, unterstreicht Konrad. Sie profitieren nämlich von den Monopolrenditen. Gesamtwirtschaftlich sei die Entwicklung jedoch mit Vorsicht zu genießen – vor allem dann, wenn sie den technologischen Fortschritt behindert. Damit dies erst gar nicht passiert, „investieren Firmen wie Amazon und Alphabet reichlich Geld in Start-up-Unternehmen“.

Konrad mahnt dennoch, dass die Monopolbildung dieser Großkonzerne nicht zu weit gehen dürfe. „Sonst steigt die Gefahr eines staatlichen Eingriffs durch die Kartellbehörden. Und dann ist es mit den erfolgreichen Geschäftsmodellen vorbei.“

Genau deshalb lassen die Giganten ja auch von sich aus ein wenig Konkurrenz zu. Dazu zählt Konrad etwa Shopify, einen der jüngsten Zukäufe im Fonds. Das Technologieunternehmen stellt in den USA kleineren Internetshops die notwendige Infrastruktur für den Onlinehandel zur Verfügung, und das durchaus mit Erfolg.

Zurzeit keine ATX-Titel

Damit ist aber noch nicht Schluss. Es gibt weitere Innovatoren im Schumpeter-Fonds, die in der Technologiewelt gut etabliert sind, so etwa der französische Spieleentwickler Ubisoft, bekannt vor allem für die „Assasin's Creed“-Reihe. Salesforce.com ist ebenso ein Teil des Portfolios. Dieses Unternehmen aus den USA bietet Cloud-Dienste an und mischt mit Konkurrenten wie SAP und Oracle erfolgreich mit.

Doch wie sieht es mit heimischen Aktien aus? Da winkt Konrad ab. Ausgerechnet in Schumpeters Heimat findet er derzeit keine Titel, die seine Kriterien erfüllen. Das kann sich aber noch ändern. „Wir behalten kleinere Titel gut im Auge“, meint der Portfoliomanager. Aber was spricht gegen große ATX-Werte? Dazu zählten vor allem Titel aus der Banken- und Ölbranche, erklärt Konrad. An denen findet der Phaidros-Profi schon aufgrund der hohen Zyklizität weniger Gefallen. Überhaupt mahnt der langjährige Marktexperte zu ein wenig Vorsicht, und das aus gutem Grund: Die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre seien allmählich vorbei. „Das gilt sowohl für die Entwicklung der Wirtschaft als auch der Unternehmensgewinne“, betont er.

Und das bleibt eben nicht ohne Folgen für die Börsen. Anleger müssten künftig höhere Bewertungen bei Aktieninvestments in Kauf nehmen, konstatiert Konrad. Dazu zählt beispielsweise ein höheres Kurs-Gewinn-Verhältnis – eine gängige Messgröße zur Bewertung von Aktien und ganzen Märkten. Genau deshalb könnte künftig eine vorsichtige Selektion der Einzeltitel innerhalb eines Fonds umso gefragter sein.

ZUR PERSON

Ernst Konrad ist seit 2009 Geschäftsführer bei der deutschen Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH. Von 2005 bis 2008 leitete er den Aktienbereich der Bayern-Invest und war zudem für die gesamte Asset-Allocation des Hauses zuständig. Zuvor arbeitete Konrad als Fondsmanager bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers, Pioneer Investments (heute Amundi) sowie bei der Hypo-Vereinsbank.

Konrad ist promovierter Volkswirt, er absolvierte sein Studium an der Universität München.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2019)

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