Das erste Quartal verlief für den Marktführer noch sehr gut.
Los Angeles. Der Video-on-Demand-Anbieter Netflix hat seine Aktionäre nach einem starken Jahresauftakt auf schwächeres Nutzerwachstum eingestellt. Weltweit kamen im ersten Quartal unterm Strich 9,6 Millionen neue Bezahl-Abos hinzu, wie der Streaming-Dienstleister am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Insgesamt brachte es Netflix Ende März auf knapp 149 Millionen bezahlte Mitgliedschaften.
Für das laufende Vierteljahr stellte der Streaming-Riese jedoch nur fünf Millionen neue Kunden in Aussicht und enttäuschte die nach Preiserhöhungen und Vorstößen der Konkurrenten Apple und Disney ohnehin bereits gedämpften Erwartungen der Experten. Auf dem Markt kamen die Zahlen nicht gut an – die Aktie geriet nachbörslich zunächst deutlich ins Minus, erholte sich dann aber etwas.
Umsatz steigt um 22 Prozent
Geschäftlich verlief der Start ins neue Jahr durchaus erfolgreich: Netflix steigerte die Erlöse im Auftaktquartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um mehr als 22 Prozent auf 4,5 Mrd. Dollar. Der Gewinn kletterte von 290 Millionen auf 344 Millionen Dollar (305 Mio. Euro). Damit wurden die Prognosen der Wall-Street-Analysten klar übertroffen.
Doch neue Rivalen blasen zum Angriff, deshalb muss sich der Marktführer im boomenden Streaming-Geschäft auf verschärften Wettbewerb einstellen und viel Geld in die Hand nehmen, um neue, eigene Inhalte zu produzieren: Im vergangenen Jahr sollen dafür mehrere Milliarden Dollar geflossen sein. Schon jetzt nimmt Netflix dafür hohe Kredite auf. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Sowohl der Hollywood-Gigant Disney als auch der iPhone-Riese Apple haben jüngst Konkurrenzangebote vorgestellt.
Disney hat kürzlich den Start seines Streamingdienstes Disney+ mit einem günstigeren monatlichen Abo-Preis als Netflix angekündigt. Doch dürfte Netflix noch länger ein umfassenderes Angebot haben. Dennoch: Die Disney-Aktie war nach der Ankündigung auf ein Allzeithoch hochgeschnellt, jene von Netflix hatte stark nachgegeben. Auch Apple will ab Herbst mit eigenen Serien und Filmen und zugekauften Inhalten den Platzhirschen Netflix und Amazon Konkurrenz machen. (ag./b. l.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2019)