Novomatic: Pechsträhne in Australien

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THEMENBILD: NOVOMATIC WIRD GROeSSTER CASINOS-AKTIONAeRAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Wertberichtigungen infolge der Kursverluste der Tochter Ainsworth bescherten der Novomatic im Vorjahr rote Zahlen.

Harald Neumann hat es im Februar anlässlich der Glücksspielmesse ICE schon angedeutet: Der australische Branchenriese Ainsworth Game Technology, bei dem sich die Novomatic 2016 um 300 Mio. Euro einkaufte, macht vorerst wenig Freude. Massive Wertberichtigungen in Höhe von 264,3 Mio. Euro für die australische Beteiligung drückten den Glücksspielkonzern im Vorjahr in die roten Zahlen. Nach einem – aufgrund von Restrukturierungen – auf 61,4 Mio. Euro halbierten Gewinn 2017 – drehte das Nettoergebnis auf minus 154,9 Mio. Euro.

Der Grund: So wie viele Glücksspielkonzerne im Vorjahr massive Kursverluste erlitten haben, büßte auch die Ainsworth-Aktie an die 60 Prozent ein. Das machte die Wertberichtigung für die 53-prozentige Beteiligung erforderlich, gab die Novomatic bekannt.

Außerdem schlugen die regulatorischen Änderungen in Deutschland und Italien auch noch im Vorjahr negativ zu Buche. In Deutschland mussten allein rund 100.000 Automaten getauscht und neu aufgerüstet werden, 100 Spielsalons wurden geschlossen. In Italien, mit rund 320.000 Geräten der größte Markt Europas, wurde im Vorjahr die Glücksspielsteuer erhöht.
Verluste – das sieht sich Konzern-Eigentümer Johann Graf nicht lang an. „Wir haben schon erste Maßnahmen zur Trendumkehr eingeleitet“, erklärt dazu Novomatic-Boss Harald Neumann. So wird der bisher für den weltweiten Verkauf verantwortliche Novomatic-Manager Lawrence Levy mit 1. Juli die Führung von Ainsworth übernehmen.

Glücksspielumsätze weltweit gestiegen

Abseits des Debakels in Down Under lief das Geschäft für den Konzern, der mit 23.500 Mitarbeitern in 2100 eigenen Salons und Spielbanken sowie über Vermietmodelle rund 255.000 Spielautomaten und Video-Lottery-Terminals betreibt, aber sehr gut. Der Umsatz (Novomatic AG) wuchs um 10,5 Prozent auf 2,6 Mrd. Euro. Inklusive aller Töchter und der Schweizer Beteiligungen lag er bei rund fünf Mrd. Euro. Zum Vergleich: Weltweit stiegen die Glücksspielumsätze nur um 3,9 Prozent auf 453 Mrd. Dollar.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 555,6 Mio. Euro nur 1,1 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Über 101 Mio. Euro an Steuern und Abgaben (2018: 91 Mio.) kann sich Finanzminister Hartwig Löger freuen, weltweit fielen rund 500 Mio. Euro an. Zwei Drittel des Umsatzes macht der Konzern mit Sitz im niederösterreichischen Gumpoldskirchen, wo rund 3200 Beschäftigte tätig sind, mit den Glücksspielgeräten, die auch selbst produziert werden. Der Rest entfällt auf Spieltechnologie, die in Lizenz vergeben wird.
Das Geld geht dem Unternehmen, das zu 17,2 Prozent an den Casinos Austria beteiligt ist, angesichts des Verlusts aber nicht aus. Mit einem Cashflow von 483 Mio. Euro und liquiden Mitteln von 539 Mio. Euro (Ende 2018) hat die Novomatic genügend Spielgeld zur Verfügung.

Auch wenn das operative Geschäft „zufriedenstellend“ verlaufen und genug Geld für die Expansion vorhanden ist: Dennoch verpasst Neumann dem Konzern heuer eine Atempause – zumindest, was Zukäufe betrifft. Auch wenn er wiederholt betont, dass Ainsworth kein Fehlinvestment sei, weil die Australier den Österreichern im Hoffnungsmarkt USA die Tür öffnen sollen. Aber die Erfahrungen dürften doch vorsichtiger gemacht haben.

Außerdem muss auch ein Konzern wie die Novomatic das rasante Wachstum der letzten Jahre erst einmal verdauen. Allein in den vergangenen drei Jahren wurden rund 100 Firmen zugekauft, in der Bilanz 2018 sind 226 Tochterfirmen voll konsolidiert. „Wir wollen im Zuge der Konsolidierung möglichst hohe Synergien zwischen unseren Töchtern erzielen“, sagt Neumann. Regional hat sich die Novomatic zwei Schwerpunkte gesetzt: die USA, wo die Liberalisierung von Sportwetten neue Chancen eröffnet, und Asien, wo man bisher kaum vertreten ist.

(APA)

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