Verpatzter Börsenstart für Uber

Das Uber-Managemnt läutete die Börsenglocke.
Das Uber-Managemnt läutete die Börsenglocke.(c) REUTERS (Andrew Kelly)
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Der verlustreiche Fahrdienst Uber legte ein milliardenschweres Börsendebüt hin. Zum Start an der Börse rutschte die Aktie über sieben Prozent ins Minus.

Wien/New York. Es gibt bessere Zeiten für einen Börsegang. Rund um den Globus ging es in den vergangenen Tagen mit den Kursen nach unten – auch in New York. Aber Dara Khosrowshahi hatte es eilig. Und so waren am Freitag alle Augen auf den Börsengang des Fahrtdienstvermittlers Uber gerichtet. Und tatsächlich glich der Start einem Reifenplatzer. Der erste Kurs, der aufleuchtete, lag bei 42 Dollar - sieben Prozent unter dem Ausgabepreis von 45 Dollar. Dennoch ließ sich Uber-Chef Khosrowshahi bei seinem großen Auftritt nichts anmerken. Im Laufe des Handelstages erholte sich die Aktie zusehends, ehe das Papier in der Stunde vor dem Börsenschluss wieder auf unter 42 Dollar zurückfiel. Am Ende notierte sie bei 41,57 Dollar mit 7,62 Prozent im Minus.

(c) Screenshot CNBC

Der Uber-Börsengang war das größte IPO seit 2014, als der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba 25 Mrd. Dollar erlöste. Die Erwartungen waren hoch, die Vorzeichen mäßig: Die Anleger müssen noch den Börsenstart des Uber-Konkurrenten Lyft im März verdauen. Der wurde als Erfolg verbucht, bis der Kurs stark unter Druck geriet.

Hubschrauber als Taxis

Uber-Chef Khosrowshahi hat in den vergangenen Wochen jedenfalls alle Hände voll zu tun. Er musste den Investoren klarmachen, dass sie ihr Geld nicht in ein Taxiunternehmen stecken, sondern in eine Vision: Die Zukunft von Uber liege nicht in den Fahrdiensten, sondern in einer Technologieplattform für Transport- und Logistikdienste. Uber hat einiges im Talon: Man tüftelt an selbstfahrenden Autos und Hubschraubertaxis, will Fahrräder und Mietwagen anbieten. In einigen Städten, darunter London, hat Uber öffentliche Verkehrsmittel wie Busse und Züge in die App aufgenommen. Die Kunden sehen so auf einen Blick, wie sie am schnellsten und am günstigen an ihr Ziel kommen. Dahinter steht eine Strategie: Uber möchte langfristig ein „echter Partner für die Städte werden“, wie Uber-Chef Khosrowshahi dem Onlinemagazin „The Verge“ sagte.

Der größte Teil des Versprechens von Uber liegt also in der Zukunft. Aktuell ist Uber ein modernes Taxiunternehmen, das damit nicht nur kein Geld verdient, sondern tiefrote Zahlen schreibt. Im Börsenprospekt warnte das Unternehmen auch ganz offen davor, dass es möglicherweise nie Gewinne schreiben würde. Die Aussage des Uber-Chefs, dass Anleger, die eine absehbar profitable Firma wollen, lieber eine Bank kaufen sollen, ging in den vergangenen Tagen durch die Medien. Nach jahrelangem starken Wachstum stagnierte in den vergangenen drei Quartalen sogar der Umsatz bei 2,3 Mrd. Dollar. Der Verlust summierte sich voriges Jahr auf 1,9 Mrd. Euro – vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Streik der Uberfahrer

Umso ansehnlicher ist die Summe, die Uber vor dem Handelsstart einsacken konnte. Das Unternehmen legte den Ausgabepreis am Donnerstagabend auf 45 Dollar (40 Euro) je Aktie fest und kam damit auf eine Bewertung von 82 Milliarden Dollar. Das ist extrem viel, umso mehr, da vorerst nur ein kleiner Teil des Unternehmens an die Börse gebracht wurde. Die beiden größten US-Autokonzerne, General Motors und Ford, zusammengenommen waren zuletzt gut 90 Milliarden Dollar wert.
Ursprünglich hatte Uber den Ausgabepreis für die Papiere höher angesetzt, aber wegen der angespannten Lage an den Börsen und wohl auch wegen des Schreckgespensts des Rivalen Lyft runtergeschraubt. Zwischenzeitlich kursierten Summen von bis zu 120 Milliarden Dollar Börsenwert.

Bei den Nutzern ist Uber beliebt, weil die App unkompliziert ist, die Tarife in der Regel günstiger (bei hoher Nachfrage steigen sie) und die Autos oft schöner als Taxis sind. Das Unternehmen ist aber umstritten. Nicht nur bei den Taxifahrern, denen Uber das Geschäft streitig macht, ist die kalifornische Firma unbeliebt. Gewerkschafter werfen dem Tech-Unternehmen Ausbeutung vor, weil die Fahrer schlecht bezahlt würden. Vorige Woche streikten Uber-Fahrer in den USA und in Großbritannien. Sie wollten auf die Diskrepanz zwischen ihren Arbeitsbedingungen und den erwarteten Gewinnen der Investoren beim Börsengang aufmerksam machen. Man habe sich mit der Mehrheit der rund 60.000 Fahrer geeinigt, das werde bis zu 170 Mio. Dollar kosten, teilte Uber am Donnerstag mit. Weltweit fahren rund drei Millionen Menschen für Uber. (ag/hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2019)

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