Gewinner im Handelskrieg

Auch an den Börsen waren die unmittelbaren Folgen deutlich zu spüren.
Auch an den Börsen waren die unmittelbaren Folgen deutlich zu spüren.(c) REUTERS (CHINA STRINGER NETWORK)
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Der US-Handelskrieg mit China lässt weitreichend negative Folgen befürchten. Aber es gibt auch Profiteure. Auf wen also setzen?

Wien. Nun geht es also Schlag auf Schlag. Als Reaktion auf die US-Zollerhöhung auf chinesische Importware hat das Reich der Mitte zurückgeschlagen. Ab dem 1. Juni werden Zölle nun auch auf US-Produkte im Wert von gut 60 Milliarden Dollar erhöht. Freilich, damit haben sich die Fronten im transpazifischen Disput ein gutes Stück verhärtet, obwohl sich viele Marktanalysten noch vor Kurzem optimistisch gezeigt haben.

Wie weit der Handelskrieg ausufern könnte, sei derzeit aber unklar, konstatiert Alexander Farman-Farmaian von Edgewood Management LLC aus den USA. Für den langjährigen Portfoliomanager steht allerdings schon jetzt fest: „Der US-Konsument wird die Folgen in Form von höheren Preisen zu spüren bekommen.“

Auch an den Börsen waren die unmittelbaren Folgen deutlich zu spüren. Allerdings wertet Farman-Farmaian die jüngsten Kursrücksetzer als reine Vorsichtsmaßnahme vieler Anleger. Die höheren Schwankungen gefallen ihm ohnedies: „Das bietet interessante Gelegenheiten.“ Er glaubt dennoch, dass eine sorgfältige Aktienauswahl wichtiger werde. Vor allem international aufgestellte Firmen könnten sich in einem protektionistischen Umfeld schwertun.

Auf Nummer sicher

Andererseits gebe es Firmen, die vom Handelskrieg sogar profitieren könnten, hebt Farman-Farmaian hervor. Er verweist auf die CME Group in Chicago, eine der größten Optionsbörsen und weltweit größte Terminbörse. Dort können Investoren auf künftige Preisentwicklungen etwa von Rohstoffen oder Aktienindizes spekulieren. Diese Geschäfte werden aber auch zum Absichern verwendet. Denn an der Terminbörse kann man auch auf fallende Kurse setzen. Und so kann etwa ein Landwirt seine Ernte oder ein Portfoliomanager Wertpapierbestände gegen einen Preisverfall absichern.

Davon machten viele Investoren bereits im Vorjahr Gebrauch, was angesichts der Turbulenzen verständlich ist. Allein China besitzt beispielsweise eine Menge US-Staatsanleihen und sicherte sich 2018 auf der Terminbörse gegen Kursrücksetzer ab. Dabei könnte der Bedarf an solchen Geschäften Farman-Farmaian zufolge heuer noch stark zunehmen. Das begründet er vor allem mit dem ausufernden Handelskrieg, der unter anderem Agrarprodukte umfasst. Da könnten viele Landwirte lieber auf Nummer sicher gehen.

Farman-Farmaian beobachtet aber auch einen weiteren Trend, den wachsenden Schönheitsboom. Und dazu zählen freilich perfekte Zähne, wovon Align Technology profitiert. Der US-Konzern stellt unter anderem durchsichtige Zahnspangen her, die immer öfter auch von Erwachsenen gekauft werden. „Vor allem in China, aber auch in Brasilien wächst die Nachfrage“, so der Edgewood-Experte. Mit oder ohne Handelsdisput.

Die Zertifikate

Risikobewusste Anleger, die den zwei Titeln weiteres Potenzial zutrauen, können abseits eines Direktinvestments auch gehebelt darauf setzen, etwa mit Turbo-Longzertifikaten. Ein solches bietet etwa Goldman Sachs auf die CME Group an (DE000GA5JSH8). Der aktuelle Hebel liegt bei 2,755. Um diesen verändert sich der Zertifikatepreis im Verhältnis zum Aktienkurs. Sinkt dieser allerdings kräftig und berührt oder unterschreitet die Knock-Out-Schwelle von 120 Dollar, verfällt das Zertifikat.

Auf Align Technology bietet etwa die Commerzbank ein Turbo-Longzertifikat an (DE000CJ62954). Der aktuelle Hebel liegt bei 2,572, die Knock-Out-Schwelle bei 192,043 Dollar. Bei beiden Produkten müssen Anleger das Dollarrisiko beachten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2019)

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