Die Marktsättigung und die hohen Kosten für den Börsengang haben dem Fahrdienstvermittler zu Jahresbeginn tiefrote Zahlen beschert. Wachstum sollen neue Dienste bringen.
San Francisco. Eine Gewinnwarnung kann sich Uber sparen. Denn wo es keinen Gewinn gibt, bedarf es auch keiner Warnung vor einem Rückgang. Eher schon sollte der US-Fahrdienstvermittler vor einem Verlustwachstum warnen, ätzen Börsianer. Das Minus von einer Mrd. Dollar im Auftaktquartal kam aber nicht überraschend. Die Warnung im Börsenprospekt, dass das Unternehmen möglicherweise nie die Gewinnzone erreichen werde, war mehr als berechtigt.
Anleger, die gleich beim – enttäuschend verlaufenen – Börsengang vor drei Wochen zugegriffen haben, brauchen jedenfalls einen langen Atem: Trotz des nachbörslichen Kursgewinns am Donnerstagabend notiert das Papier rund zehn Prozent unter dem Emissionspreis von 45 Dollar je Aktie. Schon das Volumen des Börsengangs hat wegen der unerwartet schwachen Nachfrage deutlich gestutzt werden müssen. Uber hatte zunächst eine Gesamtbewertung von 100 Mrd. Dollar angestrebt, Banken hatten zuvor laut US-Medien sogar bis zu 120 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt. Herausgekommen ist dann eine Bewertung von 82 Mrd. Dollar, die inzwischen auf 67 Mrd. Dollar geschrumpft ist.
Konzernchef Dara Khosrowshahi meinte kürzlich in einem Interview, er erwarte auch in den nächsten ein, zwei Jahren keine schwarzen Zahlen. „Aber es wird kommen.“
Was soll er sonst sagen? Schließlich gilt es, die Anleger nicht ganz zu verprellen. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Immerhin: Uber konnte den Umsatz im Jahresvergleich um deutliche 20 Prozent auf 3,1 Mrd. Dollar steigern und damit die Prognosen der Analysten leicht übertreffen. Die Brutto-Buchungen – der Wert der Fahrten ohne die Kosten für die Fahrer und andere Ausgaben – stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 34 Prozent. Im Vergleich zum Winterquartal stiegen die Buchungen allerdings nur um 3,4 Prozent, was die zunehmende Sättigung der Märkte zeigt.
Teurer Börsengang
Der Verlust von einer Mrd. Dollar, den Uber am Donnerstag nach Börsenschluss in New York bekannt gab, ist zudem mit dem Gewinn von 3,8 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum nicht zu vergleichen. Damals gab es hohe Sondererlöse durch Verkäufe von Auslandsbeteiligungen.
Faktum ist, dass das operative Geschäft chronisch unprofitabel ist. Viel Geld hat zudem die Vorbereitung des Börsengangs gekostet. Die Kosten stiegen im ersten Quartal um 35 Prozent. Dazu kamen Investitionen in das Frachtgeschäft (Uber Freight) und den Essenslieferdienst.
Das laufende Jahr werde ein „Jahr der Investitionen“, kündigte Khosrowshahi bei der Präsentation der ersten Quartalsbilanz als börsenotiertes Unternehmen an. Der Uber-Chef weiß natürlich auch, dass die Konkurrenz nicht schläft. „Unsere Aufgabe ist es, für eine lange Zeit schnell und effizienter zu wachsen.“ Der Fahrdienstvermittler, der sich zum Schreck der Taxiunternehmen rund um den Globus entwickelt hat, wird nicht der Treiber sein. Vielmehr will sich das 2009 als Limousinenservice gegründete Unternehmen zu einer Technologieplattform für Transport- und Logistikdienste entwickeln.
Dazu gehören nicht nur die bestehenden Frachttransporte und Essenslieferungen mit Partner-Restaurants. Uber will auch Fahrräder und Mietautos sowie Hubschrauber-Taxis anbieten und tüftelt an selbstfahrenden Autos. Das dürfte die drei Millionen Fahrer, die für Uber arbeiten, nicht freuen. Sie haben vor dem Börsengang gestreikt und auf ihre Niedriglöhne aufmerksam gemacht. (eid/ag)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2019)