Die EZB wird aus Sicht ihres Chefs ihre Geldpolitik erneut lockern müssen, sollte die Inflation im Euroraum weiterhin nicht anziehen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert auf eine noch lockerere Geldpolitik zu. Sollte sich der Wirtschaftsausblick nicht bessern, sei eine zusätzliche Lockerung notwendig, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Dienstag auf der EZB-Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra. Zusätzliche Zinssenkungen und weitere Anleihekäufe seien denkbar, sie gehörten zum Instrumentenkasten der EZB.
Die EZB wird aus Sicht von Draghi ihre Geldpolitik erneut lockern müssen, sollte die Inflation im Euroraum weiterhin nicht anziehen. Wenn keine Verbesserung eintrete, werde ein zusätzlicher geldpolitischer Anschub erforderlich sein. "In den nächsten Wochen wird der EZB-Rat überlegen, wie unsere Instrumente entsprechend der Größe des Risikos für die Preisstabilität angepasst werden können." Es gebe erheblichen Spielraum für weitere Anleihenkäufe. Zudem gehörten erneute Zinssenkungen und Maßnahmen, um unerwünschte Nebenwirkungen der anhaltend ultralockeren Geldpolitik einzudämmen, zu den Werkzeugen. Die Indikatoren für die kommenden Quartale deuteten auf eine anhaltende Konjunkturschwäche hin.
"Wir werden alle Flexibilität innerhalb unseres Mandats nutzen, um unseren Auftrag zu erfüllen", sagte Draghi. Die EZB hatte unlängst auf ihrer Zinssitzung in Vilnius in Aussicht gestellt, angesichts gestiegener Konjunkturrisiken an ihren Leitzinsen noch bis mindestens zum Sommer 2020 nicht zu rütteln. Draghi hatte nach dem Treffen zudem betont, man halte sich angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten alle Optionen offen. Insidern zufolge ist die Notenbank sogar offen für eine Zinssenkung, falls sich das Wirtschaftswachstum im weiteren Jahresverlauf abschwächen sollte.
Der Euro gab nach den Aussagen Draghis um einen halben Cent nach. An den europäischen Kapitalmärkten sanken die Renditen deutlich. In Deutschland fiel die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf ein neues Rekordtief. Die Aktienmärkte reagierten positiv.
(APA/Reuters/dpa)